November: Winter-Aster (Chrysanthemum hortorum) • November: Chrysanthemum

Ihren farbenprächtigen Auftritt hat die Winter-Aster zu einem Zeitpunkt, wenn die meisten anderen Gartenblumen sich in Winterruhe begeben haben.
The Chrysantemum makes its colorful appearance at a time when most other garden flowers have gone into winter dormancy.

Wer im November blüht, muss hart im Nehmen sein. Weder von Regen noch Tau nach kalten Nächten (s. Bild u.) lässt sich die robuste Pflanze unterkriegen.
Any plant that blooms in November must be tough. Neither rain nor dew after cold nights (see picture below) can bring this robust plant down.

So spät im Jahr sind die Astern jetzt konkurrenzlose Nahrungslieferanten für Schwebfliegen wie die Mistbiene (Eristalis tennax) und Schmetterlige wie der Admiral (Vanessa atalanta).
So late in the year, asters are now unrivaled food sources for hoverflies such as the Drone Fly (Eristalis tennax) and butterflies such as the Red Admiral (Vanessa atalanta).


Oktober: Dahlien (Dahlia spc.) • October: Dahlias
Ich komme nicht umhin, die Dahlie als Blume des Monats vorzustellen, weil sie heuer nicht zu blühen aufhören will. Kann man sich dem Zauber ihrer Blüten entziehen?
I can’t help but introduce the Dahlia as Flower of the Month, because it keeps blooming this year. Can one escape the magic of its blossoms?

Sowohl der lateinische Name wie auch der deutsche ehren den schwedischen Botaniker Andreas Dahl (1751-1789). In Skandinavien und Osteuropa ist sie unter der Bezeichnung Georgine bekannt, benannt nach dem St. Petersburger Botaniker Johann Gottlieb Georgi (1727-1802).
Both the Latin and German names honor the Swedish botanist Andreas Dahl (1751-1789). In Scandinavia and Eastern Europe, it is known as Georgine, named after the St. Petersburg botanist Johann Gottlieb Georgi (1727-1802).

Die Gattung Dahlia ist auf den Hochebenen Mexikos und Guatemalas bis nach Kolumbien heimisch. Die Knolle der Dahlie ist essbar. Sie wurde von den Azteken als Nahrungspflanze kultiviert und wird auch heute in Mittelamerika gegessen. Daneben waren den Azteken zahlreiche medizinale Anwendungen bekannt.
The genus Dahlia is native to the highlands of Mexico and Guatemala, extending into Colombia. The dahlia tuber is edible. It was cultivated as a food plant by the Aztecs and is still eaten today in Central America. The Aztecs also knew of numerous medicinal uses.

Gartem-Dahlien gehen auf die Kreuzung von Dahlia coccinea und Dahlia pinnata zurück. Sie sind in zahllosen hybriden Zuchtformen beliebt als Zierpflanzen mit großen, dekorativen Blütenformen in vielen Farben und Farbkombinationen. Die Zahl der Sorten geht in die Tausende, in Züchterkreisen ist eine Systematik aus zehn Gruppen gebräuchlich, von denen denen ich im Folgenden fünf Beispiele zeige.
Garden Dahlias originate from the cross between Dahlia coccinea and Dahlia pinnata. They are popular ornamental plants in countless hybrid varieties, with large, decorative blooms in a wide range of colors and color combinations. The number of varieties runs into the thousands, and a classification of ten groups is commonly used among breeders, five of which I will show below.

Kaktus-Dahlie

Pomp-Dahlie

Halskrausen-Dahlie

Ball-Dahlie

Anemonen-Dahlie
September: Gelenkblume (Physostegia virginiana) • September: ?

Obwohl diese Zierpflanze auch als Etagenerika bekannt ist, hat sie mit der Familie der Ericaceae nichts am Hut, sie reiht sich nämlich in die große Familie der Lippenblütler (Lamiaceae) ein.

Die Gelenkblume hat es nicht eilig, sie blüht vom Juli bis in den September.

Eigentlich würde das wissenschaftliche Synonym Dracocephalum die Blütenform besser beschreiben, denn das bedeutet so viel wie Drachenkopf. Die Form der Blüte ähnelt einem Rachen.

Am besten gefällt mir der deutsche Name: Gelenkblume! Die Blüten sind nämlich tatsächlich wie mit einem Gelenk mit dem Stängel verbunden, d.h. man kann die Blüte nach Belieben hin und herschieben und sie bleibt dann in der jeweiligen Stellung.
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August: Marokkanisches Leinkraut (Linaria maroccana) • August: Toadflax *)

Der Artname „maroccana“ verrät, woher diese Zierpflanze stammt. „Eine Zier für jeden Garten“, so wird sie angepriesen. Sie ist fleißig noch dazu, denn sie blüht von Juni bis weit in den September.
The species name „maroccana“ reveals the origin of this ornamental plant. It is touted as „an ornament for every garden.“ It’s also a busy plant, blooming from June well into September.

Weder der lateinische Gattungsname „Linaria„, noch der deutsche Name „Leinkraut“ haben etwas mit dem echten Lein (Linum) zu tun, der Name bezieht sich vielmehr auf die schmalen, linienförmigen Blätter.
Neither the Latin genus name „Linaria“ nor the German name „Leinkraut“ have anything to do with the real flax; rather, the name refers to the narrow, linear leaves.

Anspruchslos an den Boden, aber dankbar für ein sonniges Plätzchen, revanchiert sie sich in ihrer Blüte mit einer bunten Farbpalette von weiß, gelb, lila bis rot.
Undemanding in terms of soil, but grateful for a sunny spot, it returns the favor in its blooms with a colorful palette of colors from white, yellow, purple to red.


Die Blüten gleichen kleinen Löwenmäulchen, sie besitzen einen langen Sporn, aus dem sich Hummeln gerne den Nektar holen.
The flowers resemble small snapdragons and have a long spur from which bumblebees like to collect nectar.
*) Toadflax bedeutet auf gut Deutsch „Krötenflachs“
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Juli: Kugel-Orchis (Traunsteinera globosa) • July: Globe Orchid

Der Name Kugel-Orchis trifft den Nagel auf den Kopf: Ihr Artname „globosa“ bedeutet „kugelig“. Die heimische, aber nicht häufige Orchidee gedeiht am besten auf Kalk-Magerrasen.
The name „Globe Orchid“ hits the nail on the head: Its species name „globosa“ means „spherical.“ This native, but not common, orchid thrives best on calcareous grasslands.

Ihr Gattungsname dagegen ehrt den österreichischen Apotheker und Botaniker Joseph Traunsteiner. Die purpurroten Flecken sind Saftmale, die Bestäuber täuschen sollen, denn die Blüte liefert weder Nektar noch Pollen.
Its genus name, however, honors the Austrian pharmacist and botanist Joseph Traunsteiner. The purple spots are nectar marks intended to deceive pollinators, as the flower produces neither nectar nor pollen.

Somit ist auch diese Orchidee eine Täuschblume, die andere Blütenstände nachahmt, um Besucher anzulocken. Es wundert daher nicht, dass man in ihrer Nähe die Glänzende Skabiose (Scabiosa lucida, Abb. 4) oder die Alpen-Kratzdistel (Carduus defloratus, Abb.5) antrifft.
Thus, this orchid is also a decoy flower, mimicking other inflorescences to attract visitors. It’s not surprising, then, that one can find the Glossy Scabious (Scabiosa lucida, Fig. 4) or the Alpine Thistle (Carduus defloratus, Fig. 5) in its vicinity.


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Juni: Echter Baldrian (Valeriana officinalis) • June: Common Valerian

Im Juni steht der Echte Baldrian in Hochblüte. Der deutsche Name ist abgeleitet vom Gattungsnamen Valeriana, und dieser wieder von der römischen Provinz Valeria. Auch eine etymologische Anlehnung an den germanischen Lichtgott Balder ist möglich.
In June, valerian is in full bloom. The German name is derived from the genus name Valeriana, which in turn comes from the Roman province of Valeria. An etymological reference to the Germanic god of light, Balder, is also possible.

Charakteristische Merkmale sind die unpaarig gefiederten Blätter sowie der geriefte Stängel.
Characteristic features are the odd-pinnate leaves and the grooved stem.

Die kleinen Blüten stehen in endständigen, schirmrispigen Blütenständen, die einen starken süßlichen Duft verströmen.
The small flowers are arranged in terminal, umbellate inflorescences that emit a strong, sweet scent.

Der Baldrian ist gynodiözisch, d.h. es gibt sowohl zwittrige wie auch rein weibliche Blüten.
Valerian is gynodioecious, meaning there are both hermaphrodite and purely female flowers.

Wer seinem Kater eine Freude machen will, bringe eine Pflanze samt Wurzel mit nach Hause. Der Duftstoff, der den Wurzeln entströmt, ähnelt dem Lockstoff läufiger Katzendamen. Man kann beobachten: der Kater kriegt sich kaum noch ein!
If you want to please your cat, bring home a plant, complete with roots. The scent emanating from the roots is similar to the attractant of female cats in heat. You’ll notice: the cat can hardly contain himself!
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Mai: Holländische Schwertlilie (Iris x hollandica) • May: Dutch Iris

Das „x“ zwischen Gattungs- und Artnamen verrät, dass es sich um eine Kreuzung handelt. Außer in Weiß gibt es diese Zuchtform in allen möglichen Farbkombinationen. Sie steht zur Zeit in meinem Garten in voller Blüte. Direkt am Teich verblüht gerade die Sibirische Schwertlilie (Iris sibirica), die im Regelfall blau ist, wo aber plötzlich durch einen Gen-Defekt die Farbe Weiß durchgeschlagen hat.


Der gelborange Streifen ist ein so genanntes Saftmal, das für die Blütenbesucher als Wegweiser zum Nektar fungiert. Die verwandte Bart-Iris (Iris barbata) geht noch einen Schritt weiter: ,Um Bestäuber anzulocken, täuscht sie mit einer Atrappe Blütenstaub vor, der aber an anderer Stelle dargeboten wird.

Aus der dreiteiligen Blüte entwickelt sich zwangsläufig eine dreikammerige Samenkapsel, in der die Samen wie Geldstücke übereinander gestapelt sind.

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April: Judasstrauch (Cercis chinensis) • April: Chinese Redbud

Wenn der Judasstrauch in Vollblüte steht, wird er zum echten Hingucker. Dann bleiben die Leute auf der Straße abrupt stehen und die Verwunderung steht ihnen ins Gesicht geschrieben. Kein Wunder, bei dem Meer aus Blüten:
When the Chinese Redbud is in full bloom, it becomes a real eye-catcher. People stop abruptly on the street, their faces filled with wonder. No wonder, given the sea of blossoms:

Dann muss ich ihnen erklären, dass dieser attraktive Strauch eigentlich ein Besucher aus dem Mittelmeerraum ist und dass er deswegen so seine Eigenheiten hat. Wenn es ihm im Winter zu kalt wird, erfrieren seine Zweige leicht, und mit der Blütenpracht ist es dann vobei.
Then I have to explain to them that this attractive shrub is actually a visitor from the Mediterranean, and that’s why it has its peculiarities. If it gets too cold in winter, its branches easily freeze, and its blooms are gone.

Wenn die Blätter erscheinen, haben die Blüten ihre beste Zeit schon hinter sich. Interessant aber ist auch, dass die Blütenbüschel ansatzlos aus den Ästen wachsen:
By the time the leaves appear, the flowers are already past their prime. What’s also interesting is that the flower clusters grow seamlessly from the branches:

Der Blick in eine Blüte verrät, dass es sich beim Judasstrauch um einen Vertreter der Familie der Schmetterlingsblütler (Fabaceae) handelt.
A look at a flower reveals that the Chinese Redbud is a member of the Fabaceae family.

Im mediterranen Raum kann der Strauch auch zu einem richtigen Baum heranwachsen. Der Legende nach soll sich Judas Ischariot nach seinem Verrat an eben so einem Baum erhängt haben, dessen Blüten in der Folge aus Scham darüber rot angelaufen sind. Sagt man halt . . .
In the Mediterranean region, the shrub can even grow into a real tree. Legend has it that Judas Iscariot hanged himself on such a tree after his betrayal, and its blossoms subsequently turned red in shame.
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März: Glänzender Ehrenpreis (Veronica polita) • March: Gray Field Speedwell

Der Glänzende Ehrenpreis (Veronica polita) ist bei uns recht häufig in Gärten und Ackerfluren anzutreffen. Der wissenschaftlche Name geht vermutlich auf die frühere Bezeichung „vera unica medicina“ (= einzig wahre Medizin) zurück. Diese Wertschätzung kommt auch im deutschen Namen zum Ausdruck.
The Gray Field Speedwell (Veronica polita) is quite common in gardens and fields. The scientific name probably goes back to the earlier term „vera unica medicina“ (= only true medicine). This appreciation is also expressed in the German name.

Dass der Glänzende Ehrenpreis leicht übersehen wird, liegt an seiner bescheidenen Größe von 8-15 cm und an seinen kleinen Blüten – hier im Vergleich mit einer 10 Cent-Münze.
The fact that the Gray Field Speedwell is easily overlooked is due to its modest size of 8-15 cm and its small flowers – here compared to a 10 cent coin.

| Gemeinsame Blütenmerkmale der Gattung Ehrenpreis sind 4 Kronblätter und lediglich 2 Staubblätter. Die Grundfärbung ist meist blau. |
Common flower characteristics of the genus Speedwell are 4 petals and only 2 stamens. The basic color is usually blue.

Vom Frühen Ehrenpreis (Veronica praecox) unterscheidet er sich durch gestielte, rundlich-gekerbte Blätter und niederliegende Seitenzweige. Der Stängel ist rot überlaufen.
It differs from the Early Speedwell (Veronica praecox) in its stalked, rounded-notched leaves and prostrate side branches. The stem is tinged with red.

| Die Frucht ist eine zweiteilige Kapsel – breiter als lang und mit einem relativ weit herausragenden Griffel. Fazit: Alles in allem unscheinbar – aber aus der Nähe betrachtet durchaus attraktiv! |
The fruit is a two-part capsule – wider than it is long and with a style that protrudes relatively far. Conclusion: All in all, inconspicuous – but quite attractive when viewed up close!
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Februar: Clivia miniata • February

Die Clivie (Clivia miniata), die zur Familie der Amaryllisgewächse gerechnet wird, verdankt ihren Gattungsnamen Lady Charlotte Florentia Clive (1787–1866).
The clivia (Clivia miniata), which belongs to the Amaryllis family, owes its genus name to Lady Charlotte Florentia Clive (1787–1866).

Der deutsche Name „Riemenblatt“ beschreibt die Form der Blätter.
The German name „Riemenblatt“ describes the shape of the leaves.

Der aufrechte Blütenschaft ist fleischig, zehn oder mehr gestielte Blüten bilden zusammen eine Dolde.
The upright flower stalk is fleshy, ten or more stalked flowers together form an umbel.

Die Heimat der beliebten Zimmerpflanze ist das südliche Afrika.
The home of this popular houseplant is southern Africa.

Der Artname „miniata“ bedeutet „zinnoberrot“ und beschreibt die Farbe der Blüten.
The species name „miniata“ means „vermilion“ and describes the color of the flowers.
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Jänner 2025: Coelogyne celebensis • January 2025

Zur Zeit steht bei uns Coelogyne celebensis in Blüte. Es sind ihrer zwei. Mit einem deutschen Namen kann ich leider nicht aufwarten. Coelogyne wäre wohl am besten mit „Hohlnarbe“ zu übersetzen.
At the moment we have Coelogyne celebensis in bloom. There are two of them. Unfortunately I can’t think of a German name.

Die Heimat dieser Orchidee ist Sulawesi, eine Insel in Indonesien, die früher Celebes hieß, daher der Artname „celebensis„.
The native habitat of this orchid is Sulawesi, an island in Indonesia that was formerly called Celebes, hence the species name „celebensis„.

Als eigentlicher Hingucker entpuppt sich das auffallend gefleckte Labellum (Lippe), die restlichen Blütenteile sind unauffällig gelbgrün gefärbt.
The real eye-catcher is the strikingly spotted labellum (lip), the remaining flower parts are inconspicuously colored yellow-green.

Beim Blick in die Blüte kommt Sinn in die Bezeichnung Coelogyne: Die Säule samt Narbe erscheint wie ausgehöhlt. „koilos“ = hohl, „gyne“ = Frau, Schoß, Narbe
When you look into the flower, the name Coelogyne makes sense: the column and stigma appear hollowed out.
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Dezember: Laelia gouldiana • December

Habitus, Blüte und Duft – damit nimmt Laelia gouldiana eine Sonderstellung in unserer Orchideensammlung ein.
Habitus, flowers and fragrance – this gives Laelia gouldiana a special place in our orchid collection.

Einen deutschen Namen für diese prachtvolle Orchidee habe ich leider nicht ausfindig machen können, allein der Gattungsname bringt Orchideenliebhaber ins Schwärmen. Er leitet sich vom römischen Konsul Gaius Laelius (182 – 129 v. Chr.) ab, der wegen seiner Förderung von Wissenschaft und Literatur auch den Beinmamen Sapiens („der Weise“) trug.
Unfortunately, I have not been able to find a German name for this magnificent orchid, but the genus name alone makes orchid lovers rave. It is derived from the Roman consul Gaius Laelius (182 – 129 BC), who was nicknamed Sapiens („the wise“) because of his support of science and literature.

Der Artname „gouldiana“ erinnert an den namengebenden Bankier und Orchideenliebhaber Gould (Vorname nicht eruierbar!)
The species name „gouldiana“ is reminiscent of the banker and orchid lover Gould (first name not known!)

Die Heimat von Laelia gouldiana ist der mexikanische Bundesstaat Hildago, und es verdichten sich die Hinweise, dass alle bekannten Exemplare auf Teilstücke eines einzigen Klons zurückgehen, wohl eine weitere Besonderheit dieser schönen Orchidee.
The native habitat of Laelia gouldiana is the Mexican state of Hildago, and there is increasing evidence that all known specimens are descended from fragments of a single clone, probably another special feature of this beautiful orchid.
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November: Efeu (Hedera helix) • Ivy

Die Makroaufnahme unten zeigt eine Einzelblüte des Efeus:
The macro shot below shows a single ivy flower:

Schwebfliegen gehören zu den häufigsten Besuchern.
Hoverflies are among the most common visitors.


Die Beeren reifen von Jänner bis April und werden von Gartenrotschwanz, Mönchsgrasmücke, Amsel und Rotkehlchen gefressen.
The berries ripen from January to April and are eaten by redstarts, blackcaps, blackbirds and robins.

Der Efeu weist zweierlei Blattformen auf, was man als Heterophyllie bezeichnet. Die Erstlingsblätter sind gelappt, später hat der Efeu dann ganzrandige, ungeteilte Laubblätter.
Ivy has two different leaf shapes, which is known as heterophylly. The first leaves are lobed, later the ivy has entire, undivided leaves.
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Oktober: Passionsblume (Passiflora „Anastasia“) • October: Passionflower
Ab September wird Anastasia so richtig aktiv. Nein, Anastasia ist keine Frau, sondern unsere rotblühende Passionsblume (Passiflora x „Anastasia“).

Sie ist eine Kreuzung zwischen Passiflora caerulea und P. gritensis. Herausgekommen ist dabei eine grazile Schönheit. (Auch ohne die Hybriden sind die Passionsblumen eine große Familie mit mehr als 300 Arten!)

Jetzt im Oktober öffnet sie eine Blüte nach der anderen, man kommt kaum mit dem Zählen mit.

Typisch für die Passionsblumen ist das Androgynophor. So nennt man einen Blütenbau, bei dem Staub- und Fruchtblätter an einer Säule sitzend weit über die Blütenhülle hinausragen. (Wer es genau wissen will: andros = Mann, gyne = Frau, phoros = tragend)

Zwar entwickeln sich immer wieder Früchte – botanisch müsste man von Beeren sprechen -, aber die sind bei uns so gut wie immer taub, d.h. sie enthalten keine Samen. Die Ursache dafür ist für mich ein Rätsel, denn an Bestäubern mangelt es nicht, vor allem die Feldwespe ist eine verlässliche Besucherin.

Als Klimmpflanze verfügt die Passionsblume über ausreichende Kletterhilfen: Ranken, die zuerst nach einem geeigneten Halt suchen, diesen dann umschlingen und sich anschließend spiralig aufrollen. Damit das reibungslos über die Bühne geht, baut die Ranke einen Umkehrpunkt ein, der verhindert, dass sich der Ast beim Einrollen mitdreht.

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September: Herbst-Anemone (Anemone hupehensis) • September: Japanese anemone

Als Anemone ist sie ein Mitglied des artenreichen Clans der Hahnenfüße (Ranunculaceae). Der Gattungsname ist eine Ableitung von griech. „anemos“. Damit ist der Wind gemeint, der die kurzlebige Blüte entblättert. Besonders treffend und noch dazu in Hexametern hört sich das bei Ovid so an: „Doch kurz nur freust du dich ihrer. Locker haftend und allzu leicht zum Fallen geneigt, wird bald vom Wind, der den Namen ihr gibt, verweht ihre Blüte“
As an anemone, it is a member of the species-rich clan of buttercups (Ranunculaceae). The genus name is derived from the Greek word „anemos„. This refers to the wind that strips the short-lived flower of its leaves. This sounds particularly apt in Ovid’s work, and in hexameters at that: „But you only enjoy it for a short time. Loosely attached and all too easily inclined to fall, its blossom is soon blown away by the wind that gives it its name.“

Der alte Artname „japonica“ (aus Japan) wurde ersetzt durch „hupehensis“, benannt nach der chinesischen Privinz Hupeh (heute Hubei), was wohl aussagt, dass die Heimat der Herbst-Anemone in Ost-Asien zu suchen ist. Aber schon seit vielen Jahren ist die beliebte Zierpflanze aus unseren Gärten nicht mehr wegzudenken, es gibt sie in allen Farbabstufungen von weiß bis rot.
The old species name „japonica“ (from Japan) was replaced by „hupehensis„, named after the Chinese province of Hupeh (now Hubei), which probably indicates that the autumn anemone is native to East Asia. But for many years now, it has been impossible to imagine our gardens without this popular ornamental plant, and it comes in all shades of color from white to red.

Die Blüte selbst zeigt in Reinkultur den Bau eines typischen Hahnefußgewächses: Fünf Blütenblätter umrahmen eine Unzahl von Staubblättern, in der Mitte wölbt sich eine Kuppel, zusammengesetzt aus vielen Fruchtblättern.
The flower itself shows the structure of a typical buttercup plant in its purest form: five petals frame a multitude of stamens, in the middle there is a dome made up of many carpels.

Wie der deutsche Name verrät, lässt sich die Herbst-Anemone mit dem Aufblühen Zeit. Anfang August erscheinen die Knospen, so richtig los geht es dann erst im September. Dann entfaltet sich die volle Blütenpracht bis hinein in den Oktober.
As the German name suggests, the autumn anemone takes its time to bloom. The buds appear at the beginning of August, but things really get going in September. Then the full flowering splendor unfolds well into October.

Weil sie so spät erst blüht, ist sie für die Bienenbrut eine willkommene Nahrungsquelle, viele andere Pollenspenderpflanzen haben nämlich so spät nichts mehr zu bieten.
Because it blooms so late, it is a welcome source of food for bee brood, as many other pollen-donor plants no longer have anything to offer so late.
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August: Gladiole (Gladiolus x hortulanus) • August: Gladiolus

Sie ist eine meiner erklärten Favoriten unter den Zierpflanzen im Garten, ihre Anmut fasziniert mich jedes Jahr aufs Neue: die Gladiole. Unter diesem Namen ist sie generell bekannt.
It is one of my declared favorites among the ornamental plants in the garden, its grace fascinates me every year: the gladiolus. This is the name by which it is generally known.

Ihr Gattungsname lautet Gladiolus, abgeleitet von lat. gladius, damit ist ein Schwert gemeint. Und genau so schauen ihre Blätter aus: wie kleine Schwerter. Daher wird sie auch Schwertblume genannt und die ganze Familie Schwertblumengewächse (Iridaceae), zu der übrigens auch die Schwertlilie (Iris pseudacorus) zählt.
Its genus name is Gladiolus, derived from the Latin word gladius, which means sword. And that’s exactly what its leaves look like: like little swords. That’s why it is also called sword flower.

Schönheit muss (oft) leiden, ihr hoher Wuchs wird im Sturm leicht zum Verhängnis, und den Winter in unseren Breiten überlebt sie nur an einem frostsicheren Ort.
Beauty must (often) suffer; its tall growth easily becomes fatal in storms, and in our latitudes it only survives the winter in a frost-free place.

Der Artname hortulanus mit einem „x“ davor sagt dem Pflanzenkundigen, dass es sich um eine Züchtung handelt, „hortus“ bedeutet Garten. Außer Blau, Braun und reinem Schwarz kommen die Blütenhüllblätter in allen Farben vor.
The species name hortulanus with an „x“ in front tells the plant expert that it is a cultivar, „hortus“ means garden. The flower bracts come in all colors except blue, brown and pure black.

Ein charakteristisches Merkmal der Gladiolenblüte ist die Dreizahl: 2 x 3 Blütenhüllblatter, 3 Staubblätter, 3 Fruchtblätter, die zu einem unterständigen Fruchtkoten verwachsen sind, ein Griffel mit drei Narben.
A characteristic feature of the gladiolus flower is its number of three: 2 x 3 bracts, 3 stamens, 3 carpels that are fused to form an inferior ovary, a style with three stigmas.

Wie sollte man Ästhetik besser erklären?
How can one better explain aesthetics?
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Juli: Türkenbundlilie (Lilium martagon) • July: Martagon Lily

Obwohl die Lilie im Knospenstadium die anderen Blumen schon ordentlich überragt, geht wohl so mancher Wanderer achtlos an dieser Schönheit vorüber.
Although the lily already towers over the other flowers in the bud stage, many a hiker carelessly passes by this beauty.

Wenn man sie jedoch blühend entdeckt, kommt man nicht umhin, innezuhalten und zu staunen:
However, when you discover them in bloom, you can’t help but stop and marvel:

Der Artname martagon geht zurück auf türk. „martagan“ – eine besondere Art des Turbans, davon abgeleitet ist auch der deutsche Name. Tatsächlich erinnert die Form der Blüte an eine Kopfbedeckung eines Sultans.
The species name martagon comes from the Turkish word “martagan” – a special type of turban, from which the German name is derived. In fact, the shape of the flower is reminiscent of a sultan’s headgear.

Bei vielen Lilienarten sind Kelchblätter (Petalen) und Kronblätter (Sepalen) gleich gestaltet. Man bezeichnet beide dann als Tepalen, die gemeinsame Blütenhülle in der Folge als Perigon.
In many lily species, the sepals and petals are identical. Both are then called tepals, and the combined perianth is called the perigon.

Gegen Abend wird der Lockduft der Türkenbundlilie intensiver, worauf sich Nachtfalter als Besucher einstellen. Zum Grund der Blütenblätter hin führt eine Rinne, in die Nektar abgeschieden wird und die durch Haare abgeschirmt ist. Es braucht schon einen langen Rüssel, um darin zum Nektar zu gelangen, und den haben Nachtfalter. So mancher Schwärmer erspart sich die Landung und holt sich den Nektar im Schwirrflug wie ein Kolibri vor der Blüte stehend.
Towards evening, the attractive scent of the Martagon Lily becomes more intense, attracting moths as visitors. A groove leads to the base of the petals, into which nectar is secreted and which is shielded by hairs. It takes a long proboscis to get to the nectar, and moths have one. Many a hawk moth saves itself the trouble of landing and gets the nectar by hovering in front of the flower like a hummingbird.

Die gelbe Zwiebel brachte Alchimisten auf die Idee, man könne mit ihrer Hilfe Eisen in Gold verwandeln.
The yellow onion gave alchemists the idea that it could be used to turn iron into gold.
Juni: Essbare Kermesbeere (Phytolacca acinosa) • June: Pokeweed

Im Juni präsentiert sich die Essbare Kermesbeere in voller Blütenpracht, die hohe Staude heißt auch Indische bzw. Asiatische Kermebeere.
In June, the edible pokeweed is in full bloom; the tall perennial is also called Indian or Asian Pokeweed.


Jede Traube ist aus Dutzenden Einzelblüten zusammengesetzt. Das macht die Staude zu einem Hingucker, sie ist aber keine heimische Pflanze, sondern gilt als Neophyt.
Each cluster is made up of dozens of individual flowers. This makes the perennial an eye-catcher, but it is not a native plant and is considered a neophyte.

Aus jeder Blüte entickelt sich eine gekammerte Beere, zuerst grün, in der Reife dann purpurviolett bis schwarz glänzend gefärbt. Die Beeren wurden früher zum Färben von Wein und Lebensmitteln verwendet. Der deutsche Name stammt von persisch qermez ab („rot“), der lateinsche meint dagegen ein „lackiertes Gewächs„, „acinosa“ könnte man mit „die Beeren einer Traube“ übersetzen.
Each flower produces a chambered berry, which is green at first, then turns purple-violet to shiny black when ripe. The berries were once used to color wine and food. The German name comes from the Persian qermez („red„), but the Latin means a „lacquered plant“ and „acinosa“ could be translated as „the berries of a grape„.

Chinesischen Angaben zufolge wirkt die gesamte Pflanze psychoaktiv, wesentlich giftiger ist aber die Amerikanische Kermesbeere (Ph. americana). Ihre Fruchttrauben hängen jedoch, bei der Essbaren stehen sie aufrecht.
According to Chinese sources, the entire plant is psychoactive, but the American pokeweed (Ph. americana) is much more poisonous. Its fruit clusters hang, whereas the edible variety stands upright.

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Mai: Stiel-Eiche (Quercus robur) • May: Common Oak
Die Eichen können 1.000 Jahre und älter werden. Sie waren dem germanischen Gott Donar geweiht. Vielleicht heißt es deswegen heute noch bei nahendem Gewitter: „Vor den Eichen sollst du weichen, die Buchen sollst du suchen“. Mehr dazu unter: https://www.wissen.de/bei-gewitter-raet-der-volksmund-eichen-sollst-du-weichen-buchen-sollst-du-suchen
The oak trees can be 1,000 years old or older. They were dedicated to the Germanic god Donar. Maybe that’s why it’s still said today when a storm approaches: „Vor den Eichen sollst du weichen, die Buchen sollst du suchen“ (You should avoid the oaks, you should look for the beeches)

Woher hat die Eiche ihre gelappten Blätter und die rissige Rinde? Nun: Der Teufel war so wütend, dass er mit seinen scharfen Krallen durch das Laub der Eichen fuhr und ihre Blätter zerriss. Seitdem sind die Blätter der Eiche gelappt. Auch die Rinde zerkratzte er.
Warum er dies tat, erzählt die Sage unter https://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/kaernten/allgemein/Eichenlaub_Schlitze.html
Where does the oak tree get its lobed leaves and cracked bark? Now: The devil was so angry that he ran his sharp claws through the leaves of the oak trees and tore their leaves. Since then, the oak’s leaves have become lobed. He also scratched the bark.


Gestielt sind bei der Stiel-Eiche nicht die Blätter, sondern die Früchte, die Eicheln – ganz im Gegensatz zur Stein-Eiche (Quercus petraea). Sie sind eine wichtige Nahrungsgrundlage für allerlei Tiere (man denke an Eichelhäher bzw. Eichhörnchen)
It is not the leaves of the English oak that are stalked, but rather the fruits and the acorns – in complete contrast to the holm oak (Quercus petraea). They are an important source of food for all kinds of animals (think of jays or squirrels)

Die Stiel-Eiche ist einhäusig, die Blüten sind aber geschlechtlich getrennt. Die männlichen Blütenstände sind dünne, reichblütige Kätzchen, die weiblichen sind klein und unscheinbar. Die Bestäubung übernimmt der Wind.
The Common oak is monoecious, but the flowers are sexually separated. The male inflorescences are thin, richly flowered catkins, the female ones are small and inconspicuous. Pollination is done by the wind.

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April: Löwenzahn (Taraxacum officinale) • April: Dandelion
Über den Löwenzahn könnte man ein Buch schreiben, ich muss mich an dieser Stelle arg eingrenzen und beginne mit seinen Namen.
You could write a book about the dandelion, but I have to limit myself a lot at this point and start with its name.

Der geläufige deutsche Name beschreibt treffend seine Blätter, denn sie erinnern tatsächlich das Gebiss eines Raubtieres. Beim lateinischen Gattungsnamen handelt es sich laut GENAUST um eine Benennung aus dem Arabisch-Persischen für eine Art Korbblütler. Der Artname „officinale“ verrät, dass der Löwenzahn früher als Heilmittel galt.
The common German name aptly describes its leaves, as they actually resemble the teeth of a predator. According to GENAUST, the Latin genus name is a name from Arabic-Persian for a type of daisy family. The species name “officinale” reveals that dandelions were once considered medicinal.

Unter diesem Gesichtspunkt zeigt das Bild wohl eine riesige Heilpflanzen-Plantage, allerdings ganz und gar nicht (menschen-)gewollt. Dass diese Pflanze derart über andere herrschen kann, liegt an ihrer perfiden Ausbreitungsstrategie. In dreierlei Hinsicht:
From this point of view, the picture shows a huge medicinal plant plantation, but not at all (humanly) intended. The fact that this plant can dominate so much over others is due to its perfidious distribution strategy. In three ways:

1. Verdrängung der Konkurrenz
Seine Früchte überfallen als Fallschirmtruppe regelrecht nahezu jedes Nachbargebiet und nehmen es in kurzer Zeit in Besitz, die Widerhaken verankern den Keimling am Boden, die Pfahlwurzel die Pflanze dann im Boden. Bald darauf hat sich eine Blattrosette gebildet, die keine andere Pflanze aufkommen lässt.
1. Cutting out the competition: Its fruits literally invade almost every neighboring area as a parachute force and take possession of it in a short time, the barbs anchor the seedling to the ground, the taproot then anchors the plant in the ground. Soon after, a rosette of leaves has formed that no other plant can grow.

2. Ausschaltung der Konkurrenz
Die gelben Blütensonnen überstrahlen als Gemeinschaft alle anderen Blüten und binden so die Bestäuber (sprich Insekten) an sich. Das Überangebot an Pollen ist einfach zu verlockend, und so hat die Konkurrenz das Nachsehen.
2. Elimination of competition: As a community, the yellow flower suns outshine all other flowers and thus attract pollinators (i.e. insects). The oversupply of pollen is simply too tempting, and so the competition is left behind.

3. Verhöhnung der Konkurrenz
Sie besteht darin, dass der Löwenzahn Apomixie praktiziert, und das ist das eigentliche Perfide an der Sache. Apomixie bedeutet nämlich, dass der Löwenzahn die Bestäubung gar nicht braucht, weil er in einer Art Jungfernzeugung auch ohne Befruchtung durch Pollen seine Samen ausbilden kann. Apomixie wird deshalb auch als Agamospermie bezeichnet.
3. Mocking the competition: It consists in the fact that the dandelion practices apomixia, and that is the real perfidious thing about it. Apomixia means that the dandelion does not need pollination at all because it can produce its seeds in a kind of maiden production even without fertilization by pollen. Apomixia is therefore also known as agamospermia.
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März: Stinkende Nieswurz (Helleborus foetidus) • March: Stinking Hellebore

Die Gattung Helleborus ist Mitglied im uralten Clan der Hahnenfüße (Ranunculaceae). Mit der Schneerose (H. niger) und der Grünen Nieswurz (H. viridis) bildet die Stinkende Nieswurz (H. foetidus) ein Dreimäderlhaus.

Von allen dreien hat sie die unscheinbarste Blüte, und die ist auffallend vorweiblich, d.h. die Fruchtblätter reifen vor den Staubblättern. Die junge Blüte rechts im Bild zeigt sich im weiblichen Stadium, links daneben eine ältere Blüte im männlichen Zustand.

Wenn man die Evolution an einer Pflanze erklären will, dann ist man bei der Stinkenden Nieswurz an der richtigen Adresse. Sie zeigt nämlich in unnachahmlicher Weise den lückenlosen Übergang vom Laubblatt zum Blütenblatt. Die grundständigen Blätter sind deutlich gefingert und gestielt.

Je höher man an der Staude nachschaut, desto breiter wird der Blattstiel, die Finger nehmen mehr und mehr ab.

Die Hochblätter direkt bei den Blüten sind nur noch ganzrandig und so gut wie ungestielt. Selbst der grüne Blütenkelch scheint aus Laubblättern zusammengesetzt.

Aus den Fruchtblättern entwickeln sich Balgfrüchte, die an einer Naht aufspringen und die Samen freisetzen.
Ergänzung: Der Name „Stinkende Nieswurz“ ist Programm: Zum einen verströmen die Blätter beim Zerreiben wirklich einen unangenehmen Geruch, zum anderen kann man die getrocknete Wurzel zu einer Art Niespulver verarbeiten. Die Inhaltsstoffe verursachen bei Kontakt mit der Nasenschleimhaut einen heftigen Niesreiz. Das ist auch die Ursache dafür, dass die Nieswurzarten früher als Heilpflanzen galten, weil es nach der Vorstellung der Heilkundigen dadurch zu einem Auswurf schädlicher Stoffe aus dem Körper kam.
Februar: Gänseblümchen (Bellis perennis) • February: Daisy
Kaum hat der warme Wind (und das heuer Mitte Jänner!) die letzten Schneereste vom Rasen geleckt, sind sie da: die kleinen Blütensonnen der Gänseblümchen. Noch kann man sie an beiden Händen abzählen; nicht mehr lange, und aus dem Sonnensystem wird eine ganze Milchstraße . . .

Wenn man sich in dieser Vielzahl präsentiert, passiert es leicht, dass man sprichwörtlich den Baum vor lauter Wald nicht mehr sieht. Carl von Linnè hat sich davon nicht ablenken lassen und verlieh dieser anmutigen Blume den Ehrentitel „Bellis“, was so viel heißt wie die Schöne, die Liebliche. Und „perennis“ sagt aus, dass sie das das ganze Jahr über ist.

Der deutsche Name klingt ein wenig abwertend, aber das täuscht, denn die Germanen sahen in der Gans ein heiliges Tier. Als kleine Sonnenblume war das Gänseblümchen dem Lichtgott Baldur geweiht. Wo er auftauchte, machte sich Wonne und Freude breit.

Das Gänseblümchen ist zwar eine Blume, aber keine Blüte. Es handelt sich dabei nämlich um einen ganzen Korb voller Einzelblüten, von denen die weißen Außenblüten unfruchtbar sind und nur der Anlockung von Bestäubern dienen. Die fruchtbaren Röhrenblüten bilden eng zusammengedrängt den mittigen Korb. Das Gänseblümchen ist somit ein Mitglied der Korbblütler (artenreichste Pflanzenfamilie überhaupt mit weltweit 23.000 Arten!)

Eine Besonderheit des Gänseblümchens ist die rotfarbene Rückseite der Außenblüten. Ob es sich dabei um eine Art Schutz vor zu intensiver UV-Strahlung oder um ein optisches Signal für Insekten handelt, bleibt dahingestellt. Dessen ungeachtet erzählt eine Legende, wie es dazu kam: Direkt unter dem Kreuz von Golgotha blühte ein Gänseblümchen. Aus Mitleid mit dem Gekreuzigten schlossen sich die weißen Blütenblätter. In diesem Moment fiel ein Blutstropfen Jesu herab und färbte die Blume rot. Von nun an blieb diese Farbe dem Gänseblümchen erhalten.

Heinz Erhard, der berühmte deutsche Komiker, widmete dem Gänseblümchen ein satirisches Gedicht, das ich nicht vorenthalten möchte:
Ein Gänseblümchen liebte sehr ein zweites gegenüber, drum rief´s: „Ich schicke mit `nem Gruß dir eine Biene rüber! Da rief das andere: „Du weißt, ich liebe dich nicht minder, doch mit der Biene, das lass´sein, sonst kriegen wir noch Kinder!“
Jänner 2024: Kahnlippe (Cymbidium spc.) • January 2024: Boat Orchid

Noch ahnt man nicht, welche Schönheit sich bald präsentieren wird . . .
You still have no idea what beauty will soon be presented . . .

Cymbidien gehören zu meinen Favoriten unter den Orchideen!
Boat Orchids are one of my favorite orchids!

Noch legen sich drei Blütenblätter schützend über die Griffelsäule. Was aussieht wie Blütenstaub, ist eine Atrappe. Sie dient lediglich dazu, Bestäuberinsekten anzulocken. Die eigentlichen Staubgefäße (Pollinien) verstecken sich hinter der weißen Kappe.
Three petals still lie protectively over the style column. What looks like pollen is a dummy. It only serves to attract pollinator insects. The actual stamens (pollinia) are hidden behind the white cap.

Sowohl ihr deutscher Name wie auch der wissenschaftliche beziehen sich auf die konkav gewölbte Lippe. „kymbe“ ist griechisch und steht für Gefäß, Kahn (kleines Schiff)
Both its German name and the scientific name refer to the concave lip. „kymbe“ is Greek and means vessel, boat (small ship)
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Dezember: Venus-Schuh (Paphiopedilum insigne)
Aphrodite selbst stand wohl Pate bei der Benennung dieser prachtvollen Orchidee: „Paphos“ (Stadt auf Zypern) galt als Heiligtum der Göttin und wurde zum Synonym für sie. „pedilon“ ist die griechische Bezeichnung für „Schuh, Sandale“, und „insigne“ bedeutet „ausgezeichnet, hervorragend“.
Aphrodite herself was probably the inspiration for the name of this magnificent orchid: „Paphos“ (city in Cyprus) was considered the goddess’s sanctuary and became a synonym for her. „pedilon“ is the Greek name for „shoe, sandal“, and „insigne“ means „excellent, outstanding“.

Der Venusschuh zählt zur Unterfamilie der Frauenschuhgewächse (Cypripedioideae) und kommt aus Nepal und Nordindien und weiter bis Balgladesch. Er wächst in Humus und Schutt in Spalten und zwischen Gräsern und Sträuchern auf steilen offenen dolomitischen Kalksteinfelsen und Klippen über Bächen, Flüssen und Wasserfällen in einer Höhe von 1000-1600 Metern.
The Venus slipper belongs to the subfamily of the lady’s slipper family (Cypripedioideae) and comes from Nepal and northern India and further to Balgladesh. It grows in humus and rubble in crevices and among grasses and shrubs on steep open dolomitic limestone cliffs and cliffs above streams, rivers and waterfalls at an altitude of 1000-1600 meters.

Aufgrund intensiver Sammlung ist er in seiner Heimat schonungslos dezimiert worden, heute wird er in vielen Zuchtvarianten auf dem Markt angeboten. Zumeist setzt er nur eine Blüte an, manchmal aber – wie in unserem Fall – belohnt er die Pflege mit zwei Blütenschäften, von denen einer sogar eine Zwillingsblüte hervorbringt.
Due to intensive collection, it has been mercilessly decimated in its homeland; today it is offered on the market in many breeding varieties. It usually only produces one flower, but sometimes – as in our case – it rewards care with two flower stalks, one of which even produces a twin flower.

Wie bei der Frauenschuhfamilie üblich, ist das obere Staubblatt zu einem sterilen Staminodium umgebildet, in dessen Mitte eine glänzende Warze einen Nektartropfen vortäuscht, um Bestäuber anzulocken. Gerät ein Insekt in die Kesselfalle, kann es nur entkommen, wenn zuerst Fremdpollen an der Narbe abstreift und sich dann durch einen der beiden Ausgänge durchzwängt und dabei vom Staubblatt Pollen abstreift und mitnimmt.
As is common in the lady’s slipper family, the upper stamen is transformed into a sterile staminodium, in the center of which a shiny wart simulates a drop of nectar to attract pollinators. If an insect gets into the kettle trap, it can only escape if it first strips off foreign pollen on the stigma and then forces its way through one of the two exits, stripping off pollen from the stamen and taking it with it.


Auch die attraktivste Blume muss irgendwann zur Kenntnis nehmen: Schönheit ist vergänglich!
Even the most attractive flower has to acknowledge at some point: beauty is fleeting!
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Tut mir leid, hab den November übersehen • Sorry, I forgot November
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Oktober: Eingriffeliger Weißdorn (Crataegus monogyna) • October: Hawthorn

Sein Name ist Programm: Der Weißdorn besitzt richtige Dornen, im Gegensatz zu den eigentlichen Rosen, die keine Dornen, sondern Stacheln haben. (Wer Genaueres darüber wissen will, möge nachlesen unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Stachel_(Botanik)! Sein ebenfalls verwendeter Name Hagedorn weist darauf hin, dass er in früheren Zeiten als Einfriedung für ein Gehöft (=Hag) verwendet wurde.

Der Eingriffelige Weißdorn ist ebenso wie dein Vetter, der Zweigriffelige, ein Rosengewächs, wie man an seinen Blüten unschwer erkennen kann. Man meint förmlich, eine Apfel- oder Birnenblüte vor sich zu haben, wenn auch im Kleinformat.

Da aber – wie der Name andeutet – nur ein Griffel vorhanden ist, kann die Apfelfrucht auch nur einen Kern aufweisen. Der Zweigriffelige dagegen hat zwei davon.


Die Frucht wird als Apfelsteinfrucht bezeichnet, der Kern ist steinhart.
September: Fenchel (Foeniculum vulgare) • September: Fennel

Mich erinnert der Blütenstand des Fenchels jedes Mal an eine Feuerwerksrakete, der Botaniker spricht dagegen von einer Dolde, was übrigens namengebend für die ganze Familie war: Der Fenchel ist ein Doldenblütler (Apiaceae).
The fennel inflorescence always reminds me of a firecracker, but the botanist calls it an umbel, which, by the way, gave the whole family its name: Fennel is a umbelliferous (Apiaceae).

Die kleinen, eher unscheinbaren Einzelblüten sind fünfzählig, der Fruchtknoten ist abgeflacht wie ein Diskus, der Griffel samt Narbe kurz und knopfförmig. Die Kronblätter tragen nicht wesentlich zur Schauwirkung bei, das leistet die Gesamtheit der Dolde.
The small, rather inconspicuous individual flowers are fivefold, the ovary is flattened like a discus, the style and stigma are short and button-shaped. The petals do not contribute significantly to the visual effect; the entire umbel does that.

Typisch für den Fenchel sind die filigran zerschlitzten Blätter. Die feinen Blattstrahlen stehen in der Speisekarte der Schwalbenschwanzraupe ganz oben:
The delicately slit leaves are typical of fennel. The fine leaf rays are at the top of the swallowtail caterpillar’s menu:

Der Schmetterling (Papilio machaon) selbst jedoch holt sich seinen Betriebsstoff in Form von Nektar bei anderen Lieferanten, wie hier zB. bei der Gemeinen Ochsenzunge (Anchusa officinalis)
However, the butterfly (Papilio machaon) itself gets its fuel in the form of nectar from other suppliers, such as here from the common bugloss (Anchusa officinalis)

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August: Echter Eibisch (Althea officinalis) • August: Marsh-mallow

Der Name Eibisch lässt sich über mittelhochdeutsch ibesch auf das lateinische Wort (h)ibiscum zurückführen. Als uralte Heilpflanze kann der Eibisch aber mit einer ganzen Reihe von regionalen Bezeichnungen aufwarten: Althee (siehe lat. Name), Samtpappel, Heilwurz, Weiße Malve, Sumpfmalve, Schleimwurzel, Ebich, Weizpappel, Adewurz u.v.a.m.
The German name „Eibisch„ can be traced back to the Latin word (h)ibiscum via Middle High German ibesch. As an ancient medicinal plant, the marshmallow can come up with a whole range of regional names: Althee (see Latin name), Samtpappel, Heilwurz, Weiße Malve, Sumpfmalve, Schleimwurzel, Ebich, Weizpappel, Adewurz and many more.

Die Schleimstoffe der Pflanze gelten als reizmildernd und schmerzlindernd, bereits in der Antike galt Eibisch als heilsam bei Gicht, Geschwulsten, Eingeweideschmerzen und Leistengeschwüren. Echter Eibisch wird für Bronchitis, Erkältung und Hustenreiz empfohlen und wirkt lindernd bei Urethritis (Harnröhrenentzündung).
The mucilage of the plant is considered to be soothing and pain-relieving, and in ancient times marshmallow was considered healing for gout, tumours, visceral pain and inguinal ulcers. Marshmallow is recommended for bronchitis, colds and coughs and has a soothing effect on urethritis (inflammation of the urethra).

Die Gattung Eibisch zählt zur Familie der Malvengewächse.
Die Blüten sind proterandrisch, d.h. sie sind zuerst männlich, und erst wenn die Staubblätter verwelken, beginnt die weibliche Phase. Wie bei den meisten Malven sind die Pollen bereits mit freiem Auge gut auszumachen.
The marshmallow genus belongs to the mallow family. The flowers are proterandrous, i.e. they are male first and only when the stamens wither do the female phase begin. As with most mallows, the pollen is easy to see with the naked eye.
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Juli: Ysop (Hyssopus officinalis) • July: Hyssop

Ysop wird schon seit dem 16. Jh. als Gewürz und Heilpflanze verwendet.

Das Bienenkraut – wie der Ysop u.a. auch genannt wird – zählt nicht nur zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae), es besitzt auch typischen Lippenblüten. Vor allem die Unterlippe der Blütenkrone dient als idealer Landeplatz für Blütenbesucher.

Die Blüten sind proterandrisch (vormännig), d.h. zuerst geben die Staubblätter ihren Pollen frei, erst danach streckt sich der Griffel über die Staubblätter hinaus und die beiden Narbenäste spreizen auseinander. So wird Selbstbestäubung vermieden.
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Juni: Spinnweb-Hauswurz (Sempervivum arachnoideum) • June: Cobweb Houseleek

Der Name ist Programm: Als einzige der Hauswurzen ist diese Art scheinbar von einer Spinne eingesponnen worden. Aber: Das hat sie selbst fabriziert.
The name says it all: This species is the only one of the houseleeks that appears to have been spun in by a spider. But she made it herself.

Wozu diese Eigenart und dieser Aufwand ist mir bislang ein Rätsel, bei dessen Auflösung mir vielleicht jemand helfen kann.
So far, why this peculiarity and this effort is a mystery to me, which maybe someone can help me to solve.

Nur gut, dass nicht auch die Blüte eingesponnen ist, so kommt sie nämlich mit ihrem Liebreiz voll zur Geltung.
It’s a good thing that the blossom isn’t spun in too, because that’s how it comes into its own with all its charm.

Das Bild zeigt vier Entwicklungsstadien der Blüten: (noch) geschlossene Blütenknospen, die linke Blüte hat sich eben geöffnet, die rechte Blüte befindet sich in der männlichen Phase, während bei der mittleren die Narbenköpfe empfängnisbereit sind (weibliche Phase).
The picture shows four stages of development of the flowers: (still) closed flower buds, the flower on the left has just opened, the flower on the right is in the male phase, while the stigma heads are ready for conception in the middle one (female phase).
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Mai: Maiglöckchen (Convallaria majalis) • May: Lily of the Valley
Zugegeben: Im Mai 2020 habe ich das Maiglöckchen schon einmal auf die Bühne geholt. Aber damals kannte ich das Blumenmärchen von der Maiglöckchen-Fee noch nicht. Und das hole ich jetzt liebend gerne nach:

„Einst verliebte sich das Maiglöckchen unsterblich in den Frühling. Geheiratet wurde in jungfräulichem Weiß, natürlich im Wonnemonat Mai. Die beiden waren einen ganzen Monat lang ein Herz und eine Seele. Aber der Frühling ist ein unsteter Geselle, der es nirgendwo lange aushält. Eines Tages verließ er seine Geliebte.

Da begann das Herz der Maiglöckchen-Fee vor Kummer zu bluten. Es dauerte nicht lange, da verwandelten sich die Blutstropfen in rote Beeren. Ihr neuer Geliebter aber war von nun an der Sommer . . . „

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April: Mahonie (Mahonia aquifolium) • Oregon Grape

Ihr deutscher – wie auch wissenschaftlicher – Name ehrt den amerikanischen Botaniker und Gärtner Bernard McMahon (1775-1816). „aquifolium“ heißt soviel wie „scharfblättrig“. Der vielstämmige, wintergrüne Zierstrauch stammt ursprünglich aus Nordamerika und zählt zur Familie der Berberitzengewächse. Die ledrigen Blätter sind unpaarig gefiedert und stachelig gezähnt.

Im April beginnt die Blütezeit. Die Blütentrauben liefern reichlich Pollen und Nektar und sind somit eine wichtige und ergiebige Nahrungsquelle für meine Honigbienen.

Allerdings geben sie den Nektar nicht so ohne weiteres frei. Die Staubblätter der sechszähligen Blüte sind nämlich wie bei der Berberitze reizbar. Sobald der Saugrüssel die Blütenbasis berührt, klappt das Staubblatt blitzschnell nach innen und bepudert die Biene mit ihrem Pollen, der danach teils in anderen Blüten abgestreift bzw. als Futter für die Maden in den Bienenstock eingetragen wird – eine ausgesprochene Win-Win-Aktion für Pflanze UND Tier!

Die Mahonie enthält sowohl in der Rinde wie auch in der Wurzel den Giftstoff Berberin. Das gilt auch für die Berberitze. In den Früchten liegt der Alkaloidgehalt jedoch nur bei etwa 0,05 %. Deshalb sind Beeren von beiden genieß- und verwendbar.

Im Gegensatz zur Berberitze hat die Mahonie aber blau bereifte Beeren. Wischt man den blauen Belag ab, erscheinen sie schwarz, zerdrückt man aber die Beeren, färben sich die Finger dunkelrot!
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März/March: Salweide (Salix caprea) • Goat Willow

Die Salweide (Salix caprea) ist landläufig besser bekannt als „Palmkätzchen“, die bei der Prozession am Palmsonntag eine wichtige Rolle spielen. Auch der Osterstrauß kommt ohne sie nicht aus.

Allerdings ist es falsch, dabei von blühenden Palmkätzchen zu sprechen, denn das sind nur pelzig-behaarte Knospenstadien. Erst wenn die Kätzchen gelb bzw. grün werden, blühen sie:

Gelb sind die Staubblätter der männlichen Blütenstände, grün dagegen die weiblichen Stempelblüten. Die Salweide ist entweder männlich oder weiblich, d.h. sie ist zweihäusig („Männlein und Weiblein wohnen in zwei verschiedenen Häuslein“).

Ihr Pollen ist im zeitigen Frühjahr eine der wichtigsten Nahrungelieferanten für Bienen, Hummeln und andere geflügelte Besucher.

Während die Bestäubung Tiere übernehmen („Insektenblütler“), ist für die Samenverbreitung der Wind zuständig („Windfrüchtler“).Wenn die Weide ihre Fallschirmsamen auf die Reise schickt, sieht es aus, als würde es schneien!

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Februar/February: Gartenprimeln (Primula vulgaris – Hybride)

Kaum gibt der Schnee die ersten Flecken frei, sind sie zur Stelle: die Gartenprimeln. Sie alle sind Kreuzungen verschiedener Eltern, dazu gehören in erster Linie Aurikel (Primula auricula), Behaarte Primel (P. hirsuta) und Stängellose Primel (P. vulgaris).



Jänner/January 2023: Flamingoblume (Anthurium andreanum) • Flamingo Lily

Ihr Gattungsname (Anthuruim) bedeutet „Schwanzblume“ und bezieht sich auf den wie ein Schwanz emporgestreckten Blütenkolben. Ihr Artname ist Edouard Francois Andrè (1840-1911) gewidmet, der sie 1867 in Kolumbien entdeckte. Inwieweit die Blüte an einen Flamingo erinnert, bleibt der Phantasie des Betrachters überlassen.
Its generic name (Anthuruim) means „tail flower“ and refers to the spadix of the flower stretched out like a tail. Its species name is dedicated to Edouard Francois Andrè (1840-1911), who discovered it in Colombia in 1867. To what extent the flower is reminiscent of a flamingo is left to the viewer’s imagination.

Die Blüte der Flamingoblume lässt keinen Zweifel aufkommen: sie gehört zur Familie der Aronstabgewächse! Typisches Merkmal dafür ist, dass ein auffallend gefärbtes Hochblatt – Spatha genannt – eine Blüte vortäuscht.
The flower of the Flamingo Lily leaves no doubt: it belongs to the aroid family! A typical feature is that a strikingly colored bract – called spathe – simulates a flower.

In Wirklichkeit haben wir keine Einzelblüte vor uns, sondern einen ganzen Blütenstand in Form des weißgelben Kolbens, auf dem sich viele weibliche und männliche Blüten befinden. Zuerst werden die weiblichen Blüten reif und sondern einen Flüssigkeitstropfen ab, an dem Pollen haften bleiben, die aber erst nach dem Verwelken der Narben freigesetzt werden. Das heißt, dass Selbstbefruchtung vermieden und Fremdbefruchtung erforderlich ist. Allerdings kommt es wie bei hybriden Zimmerpflanzen üblich, so gut wie nie zur Fruchtbildung.
In reality, we are not looking at a single flower, but a whole inflorescence in the form of a white-yellow spadix, on which there are many female and male flowers. First, the female flowers mature and secrete a drop of liquid to which pollen adheres, but which is not released until after the stigmas have withered. This means that self-pollination is avoided and cross-pollination is required. However, as is usual with hybrid houseplants, fruiting almost never occurs.
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Dezember/December: x Laeliocattleya
Auch jetzt im Dezember geht es um eine Orchidee, und zwar ist es dieses Mal ein Gattungshybride, also eine Kreuzung aus einer Laelia-Art und einer Cattleya. Das X vor dem lateinischen Namen ist der Hinweis darauf.

Vorgestern waren die Knospen noch geschlossen, . . .

. . . aber pünktlich zum Geburtstag meiner Frau steht sie jetzt wie jedes Jahr in voller Blüte:

Typisch ist die tütenförmige Unterlippe mit der markanten Fleckenzeichnung. Ein Blick hinein zeigt das Gynostemium (Griffelsäule):

Verwunderlich ist an unserem Exemplar, dass die Blüten mit der Zeit farblich verblassen und fast weiß werden:

Man achte auf rechtsmittige Blüte: Es handelt sich dabei um eine so genannte Pelorie, d.h. die Blüte ist missgebildet, es fehlt die Unterlippe zur Gänze, auch die Griffelsäule ist irgendwie verstümmelt.

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November: Vogelschnabel-Orchidee (Oncidium ornithorhynchum)
• November: Bird’s Beak Orchid

Sie hat sich den November zum Blühen ausgesucht: unsere Vogelschnabel-Orchidee

Um einen Größenvergleich anstellen zu können, habe ich eine 5 Centmünze beigefügt. Aber: es gibt sogar NOCH kleinere Orchideenblüten!

Der Gattungsname Oncidium leitet sich von oncos (griech.: Geschwulst) ab. So sehen die Ausstülpungen an der Lippe auch aus.

Der Artname ornithorhynchum kann wortgetreu mit „Vogelschnabel“ übersetzt werden.

Unter der „Vohelhaube“ verbirgt sich das Pollinium, es wird von Wildbienenmännchen übertragen.

Und zwar auf folgende raffinierte Weise: Die Blüten sitzen auf dünnen Stielen und bewegen sich beim leisesten Windhauch. Eine Wildbienenmännchen, das sein Revier verteidigen will, sieht in ihnen anfliegende Konkurrenten und stürzt sich alsbald darauf. Babei kommt es mit den Pollinien in Berührung und überträgt sie so auf diese Weise.
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Oktober: Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) • October: Meadow Saffron
Der Name Herbstzeitlose kann leicht fehlinterpretiert werden: Reißt man „zeitlos“ aus dem Zusammenhang, könnte man wie in der Mode damit meinen, dass etwas ohne Bindung an einen bestimmten Zeitabschnitt gültig ist. Genau das ist bei der Herbstzeitlose aber nicht der Fall, auch wenn ihr Entwicklungszyklus konträr zu den meisten anderen Blütenpflanzen verläuft. Denn sie blüht im Herbst und entlässt ihre Samen im Frühsommer. Darauf nimmt der deutsche Name Bedacht: „los“ bedeutet hier nicht losgelöst, sondern kündigt Zukünftiges an, wie es die so genannten Lostage im Jahr zu tun pflegen. Die Blume verrät mit ihrem Namen, dass die Herbstzeit anbricht. Der wissenschaftliche Artname „autumnale“ sagt dasselbe aus.

Der Gattungsname „Colchicum“ dagegen verrät indirekt, dass es sich bei der Herbstzeitlose um eine giftige Pflanze handelt, denn die Landschaft „Kolchis“ am Schwarzen Meer war in der Antike die Heimat der Giftmischerinnen. Die Pflanze enthält in allen Teilen – vor allem aber in den Samen – ein überaus starkes Zellgift, das Colchicin, das in der richtigen Dosierung in der Rheuma- und Gichttherapie zum Einsatz kommt. Es hemmt die Ausbildung des Spindelapparates bei der meiotischen Zellteilung und bewirkt damit eine Vervielfältigung des Chromosomensatzes, bekannt als „Polyploidisierung“. Was bei Tier und Mensch letal – also tödlich – ist, kann in der Pflanzenzucht zB. Riesenwuchs zur Folge haben.

Damit es zur Samenbildung kommen kann, muss ein Pollenkorn auf eine arteigene Narbe gelangen. Sodann wächst ein Pollenschlauch, in dem der fertile, männliche Zellkern mitwandert, in Richtung Fruchtknoten, in dem die weiblichen Zellkerne auf die Ankunft der männlichen warten. Erst wenn das eintrifft, kommt es zur Befruchtung und damit zur Ausbildung der Samen.

Was so einfach klingt, wird bei der Herbstzeitlose zu einer anstrengenden Tortur, denn der Weg von der Narbe zum Fruchtknoten ist lang, sehr lang sogar, denn die Narbe befindet sich 20 cm über dem Boden, der Fruchtknoten jedoch gut 10 cm unter der Erdoberfläche, und das bedeutet, dass der Pollenschlauch eine wahre Weltreise von 30 cm absolvieren muss, wenn es zu einem Fruchtansatz kommen soll.

Im Frühsommer findet man dann zwischen den tulpenartigen Blättern die heranreifenden Samenkapseln. Der Umstand, dass im Jahresverlauf zuerst die Früchte erscheinen, später im Herbst aber die Blüten zu sehen sind, hat der Pflanze im Französischen die Bezeichnung fils avant pere („Sohn vor dem Vater“) eingetragen.

Die überaus giftigen Samen in de Kapsel sind zuerst braun, dann aber schwarz.

Im Frühling dürfen wegen der Giftigkeit der Herbstzeitlose ihre Blätter auf keinen Fall mit jenen des Bärlauchs verwechselt werden. Sicheres Unterscheidungsmerkmal: Die Bärlauchblätter riechen beim Zerreiben intensiv nach Knoblauch!

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September: Peruanische Blasenkirsche (Physalis peruviana) • September: Inca Gold Berry

Die Andenbeere, wie die Blasenkirsche auch noch genannt wird, ist – wie der Name andeutet – in Südamerika beheimatet. Von außen gesehen betrachtet, deutet nichts auf eine Beere bzw. Kirsche hin. Wenn aber die „Blase“ glasig-durchscheinend wird, ist die Zeit der Ernte gekommen.
The Andean berry, as the bladder cherry is also called, is – as the name suggests – native to South America. Seen from the outside, nothing indicates a berry or cherry. But when the „bubble“ becomes glassy-translucent, it’s time to harvest.

Anders als andere giftige Nachtschattengewächse ist die Frucht in der Hülle genießbar. Die orangefarbene Beere schmeckt köstlich und wird häufig zur Dekoration für Speisen verwendet.
Unlike other poisonous nightshade plants, the fruit is edible in the pod. The orange berry tastes delicious and is often used to decorate dishes.

Nicht ganz einsichtig ist für mich, warum man sie auch als Kapstachelbeere bezeichnet. Kap erklärt sich zwar dadurch, dass man sie in Südafrika angepflanzt hat, aber Stacheln kann ich beim besten Willen keine entdecken, bestenfalls eine raue Behaarung.
It is not entirely clear to me why they are also called Cape gooseberries. Cape can be explained by the fact that they were planted in South Africa, but no matter how hard I try I can’t find any spines, at best a rough hair.

Es lohnt sich aber, die Blüte in Augenschein zu nehmen!
But it’s worth checking out the flowers!

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August: Rotkelchige Nachtkerze (Oenothera glazioviana) • August: Large-flowered Evening-primrose

Wuchsform und Öffnungszeit der Blüten verdankt sie ihren deutschen Namen. Weil die Wurzel sich beim Kochen weinrot färbt, nennt man sie auch Schinkenwurz bzw. Weinblume. Schon Plinius meint mit Oenothera einen Strauch, dessen Wurzel nach Wein schmeckt.
It owes its German name to the growth form and opening time of the flowers. Because the root turns wine-red when cooked, it is also called ham root or vine flower. With Oenothera, Plinius already means a shrub whose roots taste of wine.

Erst am Abend kommt Leben in die rot angelaufene Knospe. Mit einem fast unhörbaren Flopp platzt sie auf und im Zeitraffertempo – auf Pflanzen bezogen – entfaltet sich die Blüte.
Only in the evening does the bud, which has turned red, come to life. With an almost inaudible flop, it bursts open and in time-lapse speed – related to plants – the blossom unfolds.

Farbe und Duft locken im Dunkeln „Nachtschwärmer“ an, die die Blüte bestäuben. Die Pollenkörner sind durch Viskosefäden miteinander verbunden und verklumpen leicht. Es werden somit regelrechte Pollenpakete befördert.
The color and scent attract „night owls“ in the dark, who pollinate the flower. The pollen grains are connected to each other by viscose threads and easily clump together. This means that veritable pollen packets are transported.

Die fünfarmige Narbe mutet wie ein Anker an, der die Pollenfäden an sich zieht.
The five-armed stigma looks like an anchor that pulls the pollen threads to itself.

Juli: Kreuzblättrige Wolfsmilch (Euphorbia lathyris) • July: Caper Spurge

Der Artname deutet es an: Die Blätter sind gekreuzt-gegenständig angeordnet. Der Gattungsname soll auf den antiken Arzt Euphorbos zurückzuführen sein, der eine Wunderpflanze namens „euphorbion“ im Atlasgebirge entdeckt haben soll.
The species name suggests it: the leaves are arranged crossed-oppositely. The genus name is said to be due to the ancient doctor Euphorbos, who is said to have discovered a miracle plant called „euphorbion“ in the Atlas Mountains.

Die Blütenstände sind Scheindolden und entspringen den Blattachseln der oberen Blattpaare.
The inflorescences are umbels and arise from the leaf axils of the upper pairs of leaves.

Die Eintelblüten sind eingeschlechtlich und vorweiblich. Sie sind zu einem so genannten Cyathium zusammengefasst und von kelchförmigen Hochblättern umgeben. Die weibliche Blüte schiebt den Fruchtknoten weit über die männlichen hinaus. An der Außenseite des Cyathiums befinden sich vier eigenartig gestaltete Honigblätter, die Nektar absondern.
The single flowers are unisexual and prefeminine. They are grouped into a so-called „cyathium“ and surrounded by cup-shaped bracts. The female flower pushes the ovary far beyond the male. On the outside of the cyathium are four oddly shaped honey leaves that secrete nectar.

Aus den Fruchtknoten entwickeln sich dreispaltige Kapselfrüchte, die an den Nähten aufspringen und die Samen freisetzen.
Three-column capsule fruits develop from the ovary, which open at the seams and release the seeds.

Juni: Bart-Iris (Iris barbata) • June: Beard Iris

Die Bart-Iris ist eine Kulturform aus der Gattung der Schwertlilien. Sie entstammt einer Kreuzung aus Iris pallida und I. variegata.

Die Blüte besteht aus drei Hängeblättern mit den namensgebenden Kämmen oder Bärten am hinteren Teil des Blattes.

Die anderen drei Blütenblätter bilden den „Dom“. Über dem „Bart“ steht das „Griffelblatt“ mitsamt einem zweiteiligen Staubgefäß.

Der „Bart“ selbst ist eine Attrappe, die Staubgefäße vortäuscht und so Besucher anlocken soll.

. . . und so sieht die Blüte nach einem schweren Unwetter aus!

Ein genetischer Defekt verursacht Weißblütigkeit („Leuzismus“)
April: Zymbelkraut (Cymbalaria muralis) • April: Ivy-leaved Toadflax
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Wenn eine Blume das Attribut „Mauerblümchen“ verdient, dann ist es das Zymbelkraut (Cymbalaria muralis). Das sagt allein schon der Artname aus, denn das lateinische Wort „murus“ bedeutet Mauer. Den Gattungsnamen verdankt das Zymbelkraut seinen herzförmigen, gelappten Blättern, die wie Schalen (griech: cymbe) gewölbt sind.

Am liebsten lugt das Zymbelkraut aus Mauerritzen oder zwischen Steinen hervor, dort hat es kaum Konkurrenten zu befürchten. Deswegen und weil die Nährstoffe knapp sind, bleibt es kleinwüchsig und unauffällig. Das Zymbelkraut ist ein Lehrbeispiel für positiven UND negativen Phototropismus (photo = Licht, tropein = zuwenden). Die Blüten wachsen dem Licht zu (positiv phototrop), die Fruchtstiele hingegen wenden sich vom Licht ab (negativ phototrop = geotrop) und deponieren so die Samen in dunklen Spalten, wo diese optimal keimen können.

Zwei Merkmale verraten seine Zugehörigkeit zur Familie der Löwenmaulgewächse (Anthrrhinaceae): die Maske und der Sporn. Unter der Maske versteht man die Aufwölbung der Unterlippe. Das macht die Blüte zu einer so genannten „Kraftblume“: Nur kräftige Bestäuber sind in der Lage, die Maske nach unten zu drücken, um in die Blüte eindringen zu können.
So gelangen sie an den Nektar, der im Sporn als Belohnung für die Bestäubung auf sie wartet.

Die beiden knalligen Flecken auf der Maske sind „Saftmale“, die einerseits ein nicht vorhandenes Pollenangebot vortäuschen, gleichzeitig aber als Wegweiser zum Nektar fungieren.

Das ist kein „Albino“, auch wenn es so aussieht. Dieser Blüte ist es nicht gelungen, einen Platz an der Sonne zu erhaschen und ist deshalb ausgebleicht.
Anmerkung zur englischen Bezeichnung: „Ivy-leaved Toadflax“ heißt auf gut Deutsch „Efeublättriger Krötenflachs“
März: Winterling (Eranthis hyemalis) • March: Winter Aconite
Der Winterling wartet mit einigen Besonderheiten auf. Schon sein wissenschaftlicher Name ist ambivalent: Der Gattungsname ist griechisch und setzt sich aus „er“ (Frühling) und „anthos“ (Blume, Blüte) zusammen. Der lateinische Artname dagegen bedeutet „winterlich“. Damit wäre also der Winterling hin- und hergerissen, ob er schon im Winter oder erst im Frühling blühen soll. So oder so zählt er zu den „Frühaufstehern“, der seine Vitalität seiner Speicherknolle verdankt, die ihm erlaubt so früh zu starten.

Auf den ersten Blick glaubt man einen klassischen Blütenaufbau vor sich zu haben mit Kelch-, Kron-, Staub- und Fruchtblättern.

Irrtum! Was aussieht wie Kelchblätter, sind in Wirklichkeit so genannte Hochblätter, die hautnah an die Blüte herangerückt sind. Die eigentlichen Kelchblätter bilden hier die Krone. Und was ist mit den Kronblättern?

Diese sind zu tütenförmigen Nektarblättern umgebildet, aus denen sich die geflügelten Besucher bedienen können.

Wie es sich für ein standesgemäßes Hahnenfußgewächs gehört, entwickeln sich aus den Fruchtblättern Kapseln.

Jede Kapsel springt an ihrer Bauchnaht auf und entlässt ihre Samen, die bei Wind ordentlich herausschüttelt werden.

Februar: Leberblümchen (Hepatica nobilis) • February: Liverleaf

Anstatt Leberblümchen sollte es besser heißen „Leberblättchen“, denn es ist das Laubblatt, das eine Ähnlichkeit mit der menschlichen Leber aufweist – und das in Form und Farbe. Die Signaturenlehre des Mittelalters folgerte prompt, dass die Pflanze deshalb der Leber gut tue.

Nach und nach macht das Rotbraun dem Chlorophyll Platz, die Blätter ergrünen.

Das Leberblümchen ist ein Hahnenfußgewächs: zahlreiche Staubblätter, viele Fruchtblätter auf einem Haufen.

Normalerweise bewirkt der Farbstoff Cyanidin eine blaue Blütenfarbe, manchmal kommen aber auch Lila oder Weiß vor. Je länger die Blütenblätter, desto älter ist die Blüte. Denn: Damit sich die Blüte je nach Tageszeit oder Witterung öffnen und schließen kann, muss sich entweder die Oberseite bzw. die Unterseite eines jeden Kronblattes strecken.

Ein richtiger Blütenkelch fehlt. Was nämlich nur so aussieht, sind in Wirklichkeit drei Hochblätter, die ganz nahe an die Blüte herangerückt sind und die daher nach dem Verblühen auch nicht abfallen (s.Abb. u.) Aus den Fruchtblättern entwickelt sich eine Sammelfrucht aus einsamigen Nüsschen.

Jänner 2022: Schneerose (Helleborus niger) • Christmas Rose

Wenn sich im winterlichen Laubwald die ersten aperen Lücken im Schnee zeigen, beginnt die Blütezeit der Schneerose. Manchmal öffnet die Christrose – wie sie sowohl im Deutschen wie im Englischen auch genannt wird – bereits um Weihnachten ihre Blüten. Schon vorher aber fallen am Standort die typisch handförmig gelappten Blätter auf.

Der Bau der Blüte verrät, dass die Schneerose ein Mitglied der großen Hahnenfußfamilie ist: zahlreiche Stempel (also Fruchtblätter), unzählige Staubblätter in schraubiger Anordnung um die Blütenachse und eine einheitlich gestaltete Blütenhülle, die von den Kelchblättern gebildet und als Perigon bezeichnet wird.

Die schneeweiße „Schalenblüte“ erfüllt zweierlei Aufgaben. Zum einen lockt sie Bestäuber von Weitem nicht nur an, sondern verleitet sie auch noch zu längerem Verweilen, was dem Erfolg der Bestäubung sicherlich dienlich ist. Die Blüte wirkt nämlich wie ein Parabolspiegel. Die Sonnenstrahlen werden durch Form und Farbe im Brennpunkt gebündelt, sodass man sich ebendort gemütlich aufwärmen kann.

Eine Eigenart weist die Blüte auf, die sie mit der des Winterlings (Eranthis hyemalis) gemeinsam hat: Die Kronblätter sind zu tütenförmigen Nektarblättern umgebildet, für den Fall, dass geflügelte Besucher vorbeischauen und beköstigt werden müssen. Ist dies nicht der Fall, neigt sich die Blüte vornüber und Pollen kann auf die Narben fallen, sie bestäubt sich also notfalls selbst.

So oder so – wenn die Bestäubung erfolgreich war, fallen die Staubblätter ab, die Nektarblätter verwelken und die weiße Farbe der Kelchblätter wechselt durch Einlagerung von Chlorophyll ins Grün. Anstatt der Lockwirkung übernehmen die Kelchblätter von nun an die Aufgabe der Fotosynthese. Die Rückseite der Perigonblätter errötet durch das Auftreten von Anthocyanen.

Die Stempelblüten entwickeln sich zu Balgfrüchten, die an einer Nahtstelle aufspringen und zahlreiche Samen freisetzen, die ein ölreiches Anhängsel (Elaiosom) besitzen und deshalb gerne von Ameisen verschleppt und somit verbreitet werden. Alle Teile der Pflanze sind im Übrigen durch das Vorhandensein von Helleborin und Protoanemonin stark giftig.
Dezember: Ritterstern (Hippeastrum) • Knight´s star

Was aussieht wie eine Lanzenspitze, ist die Triebknospe eines Rittersternes (Hippeastrum ssp.). Aus ihr brechen 4-6 prächtige Blütentrompeten hervor.

Leider wird die beliebte Zimmerpflanze immer wieder als Amaryllis bezeichnet, was nicht korrekt ist. Die echte Amaryllis (Amaryllis belladonna) gehört zwar zur Familie, gilt aber als eigenständige Gattung. Ihre Heimat ist Afrika, die Rittersterne aber stammen aus Süd-Amerika. Mit „belladonna“ ist eine schöne Frau gemeint und das bezieht sich wohl auf die schöne Hirtin Amaryllis, eine Gestalt der griechischen Mythologie.

„hippeos“ (griech.) steht für Reiter bzw. Ritter, „astron“ ist der Stern. Das ergibt Hippeastrum und somit den Ritterstern. Ich finde, den Namen trägt die Pflanze zurecht.

Auffalend auch die langgestielten Staubblätter, die beim Öffnen große Pollenmassen freisetzen.


Schließlich spreizen auch die drei Lappen der Narbe, Pollen kann auf die empfängnisbereiten Papillen der Narbe gelangen.

Wenn die Fruchtknoten anfangen zu schwellen, weiß man, dass die Samenanlagen in ihnen befruchtet wurden.

Manchmal entstehen so genannte pelorische Blüten, d.h. Blüten mit abnormalem Bau. In der dargestellten Form fand eine Verdoppelung der Blütenteile statt: 12 Perigonblätter, 12 Staubblätter und 2 Fruchtblätter.

November: Vogelschnabel-Orchidee • Bird’s beak orchid

Dieses Mal stelle ich die Vogelschnabel-Orchidee vor. Sie steht zur Zeit bei uns gerade in voller Blüte. Auch wenn die einzelnen Blüten unscheinbar klein sind, aus der Nähe bertachtet zeigen sie ihren ganzen Charme und machen klar, warum sie diesen Namen tragen.
This time I introduce the bird’s beak orchid. It is currently in full bloom with us. Even if the individual flowers are inconspicuously small, viewed up close they show all their charm and make it clear why they bear this name.

Der wissenschaftliche Name lautet Oncidium ornithorhynchum. Oncidium ist abgeleitet von „onkos“ (=Geschwulst), damit sind die eigenartigen Ausstülpungen auf der Oberlippe gemeint. Oberhalb zweier Leisten befindet sich die Narbe, überdeckt wird diese dann vom „Vogelschnabel“, und genau das bedeutet „Ornithorhynchum“.
The scientific name is Oncidium ornithorhynchum. Oncidium is derived from „onkos“ (= swelling), which means the peculiar protuberances on the upper lip. The scar is located above two strips, which is then covered by the „bird’s beak“, which is exactly what „ornithorhynchum“ means.

Entfernt man den oberen Schnabelteil, kommt das Pollinium mit zwei Pollenfächern zum Vorschein. Es haftet an einem Bestäuberinsekt und wird so auf eine andere Blüte übertragen. Die Blüten sitzen auf langen dünnen Stielchen. Der Wind lässt nun die Blüten tanzen, so dass es aus der Entfernung aussieht, als ob hier schon die richtigen Besucher herumschwirren. Das lockt weitere Besucher an.
If you remove the upper part of the beak, the pollinium with two pollen compartments appears. It sticks to a pollinator insect and is thus transferred to another flower. The flowers sit on long, thin stems. The wind now makes the flowers dance, so that from a distance it looks as if the real visitors are already buzzing around here. That attracts more visitors.
Oktober: Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera) • Indian Balsam or Himalayan Touch-me-not

Nicht alle Einwanderer sind willkommen: Das Drüsige Springkraut ist als invasiver Neophyt alles andere als gern gesehen. Es wuchert und verbreitet sich in Windeseile und verdrängt und erstickt alles, was im Wachstum nicht mithalten kannn. Um ihm Herr zu werden, muss man es kompromisslos entfernen, am besten bevor es blüht und fruchtet.
Not all immigrants are welcome: The glandular balsam is anything but welcome as an invasive neophyte. It grows rampant and spreads at lightning speed and displaces and suffocates everything that cannot keep up with growth. In order to master it, you have to remove it uncompromisingly, preferably before it blossoms and produces fruit.

Nichtsdestotrotz stellt das Springkraut attraktive Blüten zur Schau, und die haben es in sich: Viel Nektar und jede Menge Pollen. Dazu ist der Bau der Blüte wie geschaffen für den Besuch durch Bienen. Während diese sich in den Blüteneigang zwängen, um zum Nektar zu gelangen, werden sie von oben mit weißlichem Pollen regelrecht eingestäubt:
Nonetheless, the balsam shows attractive flowers, and they have it all: Lots of nectar and lots of pollen. In addition, the structure of the flower is perfect for a visit by bees. While this squeezes into the flowering compulsion to get to the nectar, it is literally dusted with whitish pollen from above:

Sind die Pollenfächer entleert, wird der gesamte Staubblattkreis abgesprengt und die Blüte wird weiblich. Die Blütenblätter selbst sind in Färbung und Zeichnung übrigens sehr variabel.
When the pollen compartments are empty, the entire stamen circle is blown off and the flower becomes female. The petals themselves are very variable in color and pattern.


Aus dem Fruchtblatt entsteht eine keulenförmige Samenkapsel. Die Fruchtwand baut bei der Reifung eine Spannung auf. Sobald die reife Kapsel berührt wird, springt sie katapultartig auf und schleudert die Samen meterweit von sich – eine sehr wirksame Methode der Samenverbreitung. Diese Eigenart hat der Gattung den Namen „Touch-me-not“ („Rühr-mich-nicht-an„) eingebracht. Ihr lateinischer Gattungsname „Impatiens“ bedeutet „ungeduldig, empfindlich“.
A club-shaped seed capsule emerges from the carpel. The pericarp builds up tension as it ripens. As soon as the ripe capsule is touched, it jumps open like a catapult and hurls the seeds several meters away – a very effective method of seed dispersal. This peculiarity has given the genus the name „Touch-me-not“. Its Latin generic name „Impatiens“ means „impatient, sensitive“.

Die dunkelbraunen Samen kann man bedenkenlos essen, sie schmecken nussig.
The dark brown seeds are safe to eat, they taste nutty.
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September: Gelenkblume oder Etagenerika (Physostegia virginiana) • Articular Flower

Trotz einer gewissen Ähnlichkeit des Blütenstandes mit Erica gehört die Gelenkblume nicht zu dieser Familie, sondern ist ein Lippenblütler. Die Zierpflanze ist von Amerika zu uns gelangt. Sie steht zur Zeit bei mir im Garten in Hochblüte.
Despite a certain similarity of the inflorescence with Erica, the joint flower does not belong to this family, but is a mint. The ornamental plant came to us from America. It is currently in bloom in my garden.

Sie ist zwar ein Lippenblütler, vom Gestalttyp her aber eine ausgesprochene Rachenblume. Bienen und Hummeln sind stetige Besucher. Die Blüte ist vormännig, zuerst geben die Staubgefäße ihren Pollen frei, erst danach wird die Blüte weiblich und streckt Besuchern die empfängnisbereite Narbe wie die gespaltene Zunge einer Schlange entgegen.
It is indeed a mint, but in terms of shape it is an outspoken pharynx. Bees and bumblebees are constant visitors. The flower is pre-male, first the stamens release their pollen, only then does the flower become female and stretches the ready-to-conceive scar at visitors like the forked tongue of a snake.

Ihren Namen verdankt die Gelenkblume einer höchst verblüffenden Eigenart: Die Blüten lassen sich – als wären sie mittels eines Gelenkes mit dem Stängel verbunden – in jede beliebige Stellung manövrieren.
The articular flower owes its German name to a highly amazing characteristic: the flowers can be maneuvered into any position – as if they were connected to the stem by means of a joint.
August: Schwarzer Nachtschatten (Solanum nigrum) • Black Night Shade
An Straßenrändern, Bahndämmen, Hecken, am Rand von landwirtschaftlichen Nutzflächen, Gewässern und Müllhalden sowie im Umfeld bebauter Flächen ist diese Ruderalpflanze nahezu weltweit anzutreffen.
This ruderal plant can be found almost all over the world on roadsides, embankments, hedges, on the edge of agricultural areas, bodies of water and rubbish dumps as well as in the vicinity of built-up areas.

Die Blüten zeigen eine auffallende Ähnlichkeit mit denen der Kartoffel. Die Staubblätter bilden einen Streukegel, aus dem Pollen auf die Bestäuber herabrieselt. Vermutlich findet aber auch Selbstbestäubung statt.
The flowers show a striking resemblance to those of the potato. The stamens form a scatter cone from which pollen trickles down onto the pollinators. Presumably, however, self-pollination also takes place.

Er und sein nächster Verwandter, der Bittersüße Nachtschattten (Solanum dulcamara) waren namengebend für den großen Clan der Nachtschattengewächse. Viele von ihnen sind bekannte Giftpflanzen wie die Tollkirsche (Atropa belladonna).
He and his closest relative, the bittersweet nightshade (Solanum dulcamara) gave their name to the large nightshade clan. Many of them are known poisonous plants like the deadly nightshade (Atropa belladonna).



Die beiden erwähnten Nachtschattenarten enthalten das giftige Alkaloid Solanin, besonders die grünen unreifen Beeren.
The two nightshade species mentioned contain the poisonous alkaloid solanine, especially the green unripe berries.

Die reifen, schwarzen Beeren dagegen sollen alkaloidfrei sein. Sie werden vor allem in Teilen Afrikas, aber auch in Nordamerika, Indien und China, Russland und Kasachstan gegessen. In Nordamerika bezeichnet man die Früchte auch als „Wonderberry“ und kocht aus ihnen Konfitüre.
The ripe, black berries, on the other hand, should be alkaloid-free. They are mainly eaten in parts of Africa, but also in North America, India and China, Russia and Kazakhstan. In North America, the fruit is also known as „Wonderberry“ and is used to make jam.
Juli: Gelber Enzian (Gentiana lutea) • July: Yellow Gentian

Der gelbe Enzian ist mit seinen meterhohen Kerzen der größte und wohl auch stattlichste seiner Familie. Solange er nicht blüht, kann er mit dem giftigen Weißen Germer (Veratrum album) verwechselt werden.
With its meter-high candles, the yellow gentian is the largest and probably the most stately of his family. As long as it does not bloom, it can be confused with the poisonous white Germer (Veratrum album).

Dessen Blätter sind jedoch schraubig-wechselständig angeordnet (s.Abb.o.), während sie beim gelben Enzian gekreuzt-gegenständig stehen (Kompass-Stellung, s. Abb.u.)
Its leaves, however, are arranged alternately in a helical manner (see illustration above), while they are crossed opposite in the case of the yellow gentian (compass position, see illustration below).

Die Wurzel des gelben Enzians kann 40-50 Jahre alt und dick wie ein Arm werden – und bis 1 m tief in den Boden vordringen. Ihre Inhaltstoffe (Gentianopicrin und Amarogentin) machen sie zur bittersten Wurzel unserer Breiten.
The root of the yellow gentian can be 40-50 years old and as thick as an arm – and penetrate up to 1 m deep into the ground. Its ingredients (Gentianopicrin and Amarogentin) make it the bitterest root in our latitudes.
Sie wird in Tirol vor allem zur Herstellung des Enzianschnapses verwendet, allerdings unter strenger Einhaltung der naturschutzrechtlichen Bewilligungen. (Vom Keimen bis zur ersten Blüte können immerhin 10 und mehr Jahre vergehen!)
It is mainly used for the production of gentian schnapps, but in strict compliance with nature conservation permits. (It can take 10 or more years from germination to the first bloom!)

Die Blüten weichen sowohl in Farbe wie auch in der Gestalt vom üblichen Enzian-Schema ab: Sie sind gelb und stehen in Trugdolden zusammen. Die Kronblätter sehen aus wie zerschlitzt, weil sie nur an ihrer Basis verwachsen sind. Allerlei Gäste finden sich zur Labung ein und sorgen so für die Bestäubung. Allerdings kann es bei deren Ausbleiben auch zur Selbstbestäubung kommen.
The flowers deviate from the usual gentian pattern both in color and in shape: They are yellow and stand together in umbels. The petals look like they have been slashed because they are only fused at their base. All kinds of guests come to refreshment and thus ensure pollination. However, if they fail to do so, self-pollination also occurs.

Aus den Fruchtknoten entwickeln sich zweifächrige Kapseln, die ihre geflügelten Samen dem Wind anvertrauen.
Two-compartment capsules develop from the ovary and entrust their winged seeds to the wind.
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Juni: Sibirische Schwertlilie (Iris sibirica) • June: Siberian iris
Der Gattungsname der Schwertlilien bedeutet „Regenbogen“, ein passender Name für eine derart attraktive Verwandtschaft.
The generic name of the irises means „rainbow“, a fitting name for such an attractive relationship.

Wer bei diesem Anblick nicht ins Schwärmen gerät, dem ist nicht zu helfen!
Anyone who does not rave about these sights cannot be helped!

Die drei äußeren Blütenblätter sind nach unten umgeschlagen und fungieren als Landdebahn für Besucher. Die Streifen sind so genannte Saftmale, sie dienen als Wegweiser zum Nektar. Überdacht werden sie von jeweils einem Griffelast, der aussieht wie ein Blütenblatt. Die eigentlichen drei inneren Blütenblätter sind steil nach oben gerichtet und erfüllen keine wichtige Aufgabe.
The three outer petals are turned down and act as a landing strip for visitors. The stripes are so-called juice marks, they serve as guides to the nectar. They are each covered by a handle that looks like a petal. The actual three inner petals are pointed straight up and do not fulfill any important task.

Wenn man das „Griffelblatt“ genauer betrachtet, entdeckt man einen heruntergeklappten Lappen. Seine Oberseite ist die Narbe! Dahinter kann man ein Staubblatt erkennen, das gerade den Blütenstaub freisetzt.
If you take a closer look at the „stylus sheet“, you will discover a flap that has been folded down. Its top is the scar! Behind it you can see a stamen that is just releasing the pollen.

Wenn nun ein kräftiges Bestäuberinsekt – wie hier die Ackerhummel – in die Blüte eindringt, streift es fremden Pollen an der Narbe ab, wird dabei am Rücken mit dem eigenen Pollen eingepudert, der aber beim Zurückkriechen nicht an die eigene Narbe gelangen kann, da diese beim Rückwärtsgang hochgeklappt wird. Selbstbestäubung wird so verhindert.
If a powerful pollinator insect – like the bumblebee here – penetrates the flower, it wipes off foreign pollen on the stigma and is powdered on the back with its own pollen, which, however, cannot get to its own stigma when crawling back Reverse gear is folded up. This prevents self-pollination.
Mai: Gefleckter Aronstab (Arum maculatum • May: Spottet Arum (Arum maculatum)
Wer den Gefleckten Aronstab (Arum maculatum) suchen will, möge in lichten Laubwäldern nach seinen pfeilförmigen Blättern (s.Abb.1) Ausschau halten.
If you want to look for the spotted arum (Arum maculatum), you should look out for its arrow-shaped leaves (see Figure 1) in light deciduous forests.

Der Blütenstand selbst ist nämlich leicht zu übersehen. Dessen deutscher Name bezieht sich auf den grünenden Stab des Aaron (Bruder von Moses), der als Stammes-Szepter der Leviten gedeutet wird. Manche Populationen haben Flecken auf den Blättern, daher der Beiname (auch „maculatum“ bedeutet gefleckt!) Der griechische Gattungsname „aron“ heißt soviel wie Schilfrohr.
The inflorescence itself is easy to miss. Its German name refers to the greening staff of Aaron (brother of Moses), which is interpreted as the tribal scepter of the Levites. Some populations have spots on the leaves, hence the nickname (also „maculatum“ means speckled!) The Greek generic name „aron“ means something like reed.

Man darf sich nicht täuschen lassen: Der Aronstab ist einhäusig getrenntgeschlechtig. Männliche und weibliche Blüten sitzen räumlich getrennt auf der Spadix genannten Blütenkeule, sie besitzen keine Blütenhülle. Was man vorschnell als Blütenhülle anspricht, ist in Wirklichkeit ein tütenförmiges Hochblatt, das man als Spatha bezeichnet. Dieses erweitert sich nach oben zu einer breiten Fahne, schnürt sich in der Mitte ein und verbreitert sich am Grund wieder zu einem Kessel.
Don’t be fooled: the arum is single-sexed. Male and female flowers sit spatially separated on the spadix called flower club, they have no flower envelope. What is prematurely referred to as the perianth is actually a cone-shaped bract called a spathe. This widens towards the top to form a broad flag, constricts in the middle and widens again at the bottom to form a kettle.

Dieser ist nichts anderes als eine Insektenfalle. Allerdings werden diese nicht verspeist, sondern werden für die Bestäubung „missbraucht“. Als Bestäuber fungieren kleine Schmetterlingsmücken (Psychoda phalaenoides, Abb. 5). Der Kolben erwärmt sich mittels Verbrennung von Stärke und beginnt gegen Abend einen aminoiden Duft (wir Menschen würden es eher als Gestank bezeichnen) zu vertstömen, der die Weibchen der Schmetterlingsmücken (s. Abb. 4) unwiderstehlich anlockt. Sie verlieren an der glatten Spathawand den Halt und fallen an den nach unten gerichteten Sperrhaaren vorbei in den Kessel. Dort bestäuben sie die weiblichen Blüten mit mitgebrachtem Pollen. Dann erst geben sich die männlichen Blüten den Pollen frei und stäuben die immer noch gefangenen Besucher ein. Schlussendlich welken die Sperrhaare, die Wand der Spatha wird trocken und begehbar. Der Weg in die Freiheit ist offen, die Mücken verlassen die Falle und landen prompt in der nächsten.
This is nothing more than an insect trap. However, these are not eaten, but are „misused“ for pollination. Small butterfly mosquitoes (Psychoda phalaenoides, Fig. 5) act as pollinators. The flask is heated by burning starch and in the evening begins to emit an aminoid scent (we humans would rather call it a stench), which irresistibly attracts the female of the butterfly mosquito (see Fig. 4). You lose your grip on the smooth spathe wall and fall past the downward-facing locking hairs into the cauldron. There they pollinate the female flowers with pollen they brought with them. Only then do the male flowers release the pollen and dust the visitors who are still trapped. Ultimately, the barrier hairs wither, the wall of the spathe becomes dry and accessible. The way to freedom is open, the mosquitoes leave the trap and land promptly in the next one.


Aus den Fruchtblättern werden Beeren, die wie die übrige Pflanze giftig sind. Sie sind zuerst grün und dann rot.
The carpels turn into berries, which, like the rest of the plant, are poisonous. They are first green and then red.


April: Weißbeerige Mistel (Viscum album) • April: Mistletoe

Schon von Weitem sind in der unbelaubten Zeit die kugeligen Horste der Mistel in den Kronen der Wirtsbäume zu sehen. Wirtsbäume deshalb, weil die Mistel ein Halbschmarotzer ist. Sie beitzt zwar Blattgrün und kann daher Photosynthese betreiben. Andererseits aber verhält sie sich wie ein Vampir, indem ihr Wurzelgewebe tief in den Holzkörper der Wirtspflanze eindringt (s.Abb.u.)
The spherical clumps of mistletoe in the crowns of the host trees can be seen from a distance in the unleaf times. Host trees because mistletoe is a semi-parasite. It has green leaves and can therefore photosynthesize. On the other hand, however, it behaves like a vampire in that its root tissue penetrates deep into the wood of the host plant (see illustration below).

Die weißen Beeren der Mistel sind den Winter über ein willkommenes Zubrot für Vögel wie die Misteldrossel.
The white berries of the mistletoe are a welcome extra income for birds like the trushes in winter.

. . . und nebenbei eine beliebte Weihnachtsdeko, begleitet von allerlei Brauchtum und Aberglauben.
. . . and by the way a popular Christmas decoration, accompanied by all kinds of customs and superstitions.

Für den Menschen sind die Beeren giftig, sie enthalten ebenso wie die übrigen Teile der Pflanze Viscotoxine. Sowohl der lateinische Gattungsname Viscum wie auch der Giftstoff lassen sich von viscidus (= zäh, klebrig) ableiten. Im schleimigen Fruchtfleisch ist ein Same eingebettet, der die Verdauung im Vogelmagen unbeschadet übersteht, mit dem Kot ausgeschieden wird und so an einem neuen Ast auskeimen kann.
The berries are poisonous for humans, they contain viscotoxins just like the other parts of the plant. Both the Latin generic name Viscum and the toxin can be derived from viscidus (= tough, sticky). A seed is embedded in the slimy pulp, which survives digestion in the bird’s stomach undamaged, is excreted with the feces and can thus germinate on a new branch.

Durch Kochen und Eindickung entsteht ein zäher, sehr klebriger Leim, den man früher dazu verwendete, um damit Äste und Zweige einzustreichen und auf diese Weise Vögel zu fangen. Daher rührt noch die Redewendung „jemandem auf den Leim gehen“. Weil die Drossel selbst aktiv zur Verbreitung der Mistel beiträgt, spotteten die Römer früher ziemlich respektlos „Turdus ipse sibi cacat malum“ (Die Drossel kackt sich ihr eigenes Verderben)
Boiling and thickening creates a tough, very sticky glue that was previously used to coat branches and twigs and in this way to catch birds. This is where the phrase „piss someone off“ comes from. Because the thrush itself actively contributes to the spread of mistletoe, the Romans used to mock „Turdus ipse sibi cacat malum“ (The thrush poops its own ruin)

Wesentlich unscheinbarer als die Beeren sind die Blüten, die sich jetzt im April öffnen. Das Bild oben zeigt eine männliche Blüte, die den Pollen produziert und freigibt, das Bild unten eine weibliche Blüte mit Stempel und Narbe.
The flowers, which now open in April, are much more inconspicuous than the berries. The picture above shows a male flower that produces and releases the pollen, the picture below shows a female flower with pistil and stigma.

März: Seidelbast (Daphne mezereum) • March: Paradise Plant

Der Seidelbast verdankt seinen Namen der mythologischen Nymphe Daphne, die von ihrem Vater in einen Lorbeerbaum verwandelt wurde, um sie vor den Nachstellungen des liebestollen Apollon zu bewahren. Erst später wurde der Name auf den Seidelbast übertragen.
The plant owes its name to the mythological nymph Daphne, who was transformed into a laurel tree by her father to protect her from the pursuit of the lovable Apollo. Later the name was transferred to this plant.

Die Blüten erscheinen deutlich früher als die Blätter • The flowers appear much earlier than the leaves

Sie verströmen einen feinen, betörenden Geruch, der sowohl Bienen als auch Schmetterlinge anlockt.
They give off a fine, bewitching smell that attracts bees and butterflies.

Der Querschnitt zeigt den Bau einer so genannten Stieltellerblüte. Das ist eine Kombination aus Scheibe und Röhre. Die Scheibe dient als Landeplatz, aus der Röhre können jedoch nur Insekten mit entsprechend langem Rüssel Nektar ernten.
The cross-section shows the construction of a so-called stem-plate flower. It’s a combination of a disk and a tube. The disc serves as a landing pad, but only insects with long probes can harvest nectar from the tube.

Aus den Blüten entwickeln sich Beeren, die anfangs noch grün sind. Wenn sie reif sind, färben sie sich scharlachrot. Sie sind hoch giftig und verursachen beim Verschlucken einen brennenden Schmerz. Darauf bezieht sich der deutsche Name Kellerhals, denn „kellen“ ist ein altes Wort für „quälen“.
The berries are initially green. When ripe, they turn scarlet in color. They are highly toxic and cause burning pain if swallowed. This is what the German name Kellerhals refers to, because „kellen“ is an old word for „torment“.

Februar: Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) • February: snowdrops (Galanthus nivalis)

Der botanische Gattungsname „Galanthus“ setzt sich zusammen aus „gala“ (griech: Milch) und „anthos“ (=Blume, Blüte), der Artname „nivalis“ ist abgeleitet von „nix, nivis“ (lat: Schnee). Der allbekannte Frühlingsbote gehört zur Familie der Amaryllisgewächse.
The botanical genus name „Galanthus“ is made up of „gala“ (Greek: milk) and „anthos“ (= flower, blossom), the species name „nivalis“ is derived from „nix, nivis“ (lat: snow). The well-known herald of spring belongs to the family „Amaryllidaceae“.

Zwei Hochblätter – miteinander durch eine Haut verbunden – bilden eine Blattscheide, aus der die Blüte herauswächst. Sie neigt sich – wie es sich für eine Glocke gehört – alsbald nach unten.
Two bracts – connected to one another by a skin – form a leaf sheath from which the flower grows. As befits a bell, it soon bends downwards.

Die Glocke weist zwei Blattkreise auf: die äußeren Kelchblätter bilden den Außenkelch, die grün gefleckten Kronblätter den Innenkelch. Die grünen Flecken dienen den Insekten als Wegweiser.
The bell has two leaf circles: the sepals form the outer calyx, the green spotted petals the inner calyx. The green spots serve as signposts for the insects.

Ein Blick ins Innere verrät, wie die Bestäubung funktioniert: Die Staubblätter bilden einen so genannten Streukegel. Erschüttert eine Biene bei der Landung die Blüte und berührt die Fortsätze der Staubblätter, rieselt nach dem Prinzip einer Streudose Blütenstaub auf den Besucher nieder. Bei der nächsten Blüte wird der Pollen an der herausragenden Narbe abgstreift.
A look inside reveals how pollination works: The stamens look like as a scattering cone. If a bee shakes the flower on landing and touches the extensions of the stamens, pollen trickles down on the visitor like a shaker. During the next flowering, pollen is removed from the protruding stigma.
Jänner 2021: Winterjasmin (Jasminum nudiflorum) • January 2021: Winter-flowering Jasmine

Die Klima-Erwärmung macht es möglich: Der Winterjasmin öffnet seine Blüten schon im Dezember und blüht durch bis in den April. Die Blütezeit dauert also mehrere Monate. Die langen, grünen Äste sind vierkantig und erwecken den Eindruck eines wintergrünen Strauches. (s.u.). Die Blätter erscheinen erst viel später im Frühsommer.
The warming of the climate makes it possible: the Winter-flowerung Jasmine opens its flowers in December and continues to bloom into April. So the flowering period lasts for several months. The long, green branches are square and give the impression of an evergreen shrub. (see below). The leaves appear much later in early summer.

Die Blüten sind fünf- bis sechszählig und erinnern im Aussehen an jene von der Forsythie (Forsythia intermedia. Diese sind jedoch obligat vierzählig). Sie können bei strengem Frost erfieren, werden aber gleich darauf durch neue ersetzt. Im Gegensatz zum echten Jasmin verströmen sie keinen Duft.
The flowers are five to six-fold and are reminiscent of those of Forsythia (Forsythia intermedia. These are, however, obligate four-fold). They can freeze in a severe frost, but are immediately replaced by new ones. In contrast to real jasmine, they do not give off any fragrance.

In sehr kalten Nächten fallen die Blüten leicht dem Frost zum Opfer, für den Strauch aber kein Problem, denn für Nachschub ist gesorgt.
On very cold nights, the flowers easily fall victim to frost, but no problem for the shrub, because supplies are provided.

Dezember: Weihnachtskaktus (Schlumbergera x buckleyi) • December: Christmas cactus

Warum ich bei diesem Anblick an Sekt denken muss? Nun, der wissenschaftliche Gattungsname von diesem Kaktus lautet Schlumbergera! Den Namen hat er aber nicht davon, sondern von F. Schlumberger, einem fränzösischen Kakteenliebhaber des 19. Jahrhunderts.
Einem Engländer hingegen verdankt er seinen Artnamen: W.T. Buckley. Nach ihm ist diese Kreuzung (x!) aus S. truncata und S. russeliana benannt.
Why do I have to think of champagne at this sight? Well, the genus scientific name of this cactus is Schlumbergera! But it doesn’t get its name from that, but from F. Schlumberger, a French cactus lover of the 19th century.
However, it owes its species name to an Englishman: W.T. Buckley. The hybrid (x!) from S. truncata and S. russeliana is named after him.

Der Name Weihnachtskaktus bezieht sich auf die Blütezeit, die Bezeichnung Gliederkaktus ganz offensichtlich auf sein Aussehen. Was aussieht wie Blätter, sind in Wirklichkeit Sproßglieder. Stecklinge aus 3-4 Gliedern dienen der vegetativen Vermehrung.
The name Christmas cactus refers to the flowering time, the term limb cactus obviously refers to its appearance. What looks like leaves are really limbs. Cuttings from 3-4 limbs are used for vegetative propagation.

Die attraktive Blüte ist zygomorph (was man am besten mit „spiegelsymmetrisch“ erklärt). Die Anordnung von Staubblättern und Griffel deutet darauf hin, dass die Blüten von Kolobris bestäubt werden. (Die Heimat der Stammformen ist Süd-Amerika)
The attractive flower is zygomorphic (which can best be explained as „mirror symmetrical“). The arrangement of stamens and stylus suggests that the flowers are pollinated by Kolobris.(The home of the ancestral forms is South America)

November: Chrysantheme (Chrysanthemum x hortorum) • November: Chrysanthemum

Wenn die meisten anderen Gartenblumen verwelkt sind, haben die Chrysanthemen ihren großen Auftritt. Der Gattungsname ist griechisch und bedeutet „Goldblume“ (chrysos = Gold, anthemos = Blume), aber eigentlich gibt es sie in fast allen Farben. Die verschiedenen Zuchtformen sind für den Laien nicht mehr benennbar.
When most of the other garden flowers have wilted, the chrysanthemums make their grand entrance. The generic name is Greek and means „gold flower“ (chrysos = gold, anthemos = flower), but actually they come in almost all colors. The various cultivated forms can no longer be named for the layperson.

Chrysanthemen zählen zu der weltweit größten Pflanzenfamilie der Korbblütler: Viele unscheinbare, fruchtbare Röhrenblüten bilden einen Blütenstand, den „Korb“. Die auffälligen, unfruchtbaren Zungenblüten am Rand des Korbes dienen der Anlockung von Bestäubern.
Chrysanthemums are one of the world’s largest family of daisy plants: many inconspicuous, fertile tubular flowers form an inflorescence, the „basket“. The conspicuous, sterile ray florets on the edge of the basket are used to attract pollinators.

Und die lassen nicht lange auf sich warten. An sonnigen Tagen herrscht ein reges Treiben auf den Tellerblüten, am häufigsten stellen sich „Mistbienen“ ein. Sie sehen Honigbienen sehr ähnlich, sind in Wahrheit aber Schwebfliegen. Durch diese Täuschung, die man als Mimikry bezeichnet, genießen sie einen unverdienten Ruf als wehrhafte Insekten.
And they won’t be long in coming. On sunny days there is a hustle and bustle on the plate flowers, most often „bastard bees“ appear. They look very much like honeybees, but they are actually hoverflies. Through this deception, which is known as mimicry, they enjoy an undeserved reputation as defensive insects.

Dem aufmerksamen Betrachter fallen aber die Unterschiede sofort auf: zwei statt vier Flügel, ein Stempelrüssel und ein winziges Fühlerpaar.
The attentive observer immediately notices the differences: two instead of four wings, a pistil trunk and a tiny pair of antennae.
Oktober: Schlehe (Prunus spinosa) • October: Blackthorn

Namen wie Schleh(en)dorn, Heckendorn und Schwarzdorn verraten seine charakteristische Eigenart: Die zu Dornen (im Bild li.u.) umgewandelten Kurztriebe stehen im rechten Winkel vom Ast ab. Zusammen mit Weißdorn und Heckenrose schützte eine solche Hecke seit urdenklichen Zeiten Hof (Hag) und Vieh sowohl vor Raubtieren wie auch vor däminische Wesen. (Hexe kommt von Heckse!) Der Name Schlehe geht zurück auf das indo-europäische Wort „sli“ für „blau“. Der lateinische Artname „spinosa“ bedeutet „stachelig, dornig“. Mit „Prunus“ (lat.) ist eine Pflaume gemeint.
Names such as „hedge thorn“ and „black thorn“ reveal its characteristic peculiarity: the short shoots, which have been converted into thorns, protrude at right angles from the branch. Together with midland-hawthorn and dog-rose, such a hedge has protected the farm and cattle from predators as well as deminic beings since time immemorial. The name „Schlehe“ goes back to the Indo-European word „sli“ for „blue“. The Latin name of the species „spinosa“ means „prickly, thorny“. „Prunus“ (Latin) means a plum.

Die enge Verwandtschaft mit der Pfaume (P. domestica) zeigen die zahlreichen schneeweißen Blüten, die vor den Blättern erscheinen.
The close relationship with the plum (P. domestica) is shown by the numerous snow-white flowers that appear in front of the leaves.

Die kugeligen „Pflaumen“ sind erst genießbar, wenn der erste Frost die darin enthaltenen Gerbstoffe abbaut. Sie dienen zahlreichen Vögel als Winterfutter. Die Dornen dagegen nützt der Neuntöter, um daran Beutetiere als als Vorratslager aufzuspießen.
The spherical „plums“ are only edible when the first frost reduces the tannins they contain. They serve as winter food for numerous birds. The red-backed killer uses the thorns to spear prey as a storage facility.

September: Schwalbenwurz-Enzian (Gentiana asclepiadaea) • Willow Gentian

Wenn der Schwalbenwurz-Enzian seine Blüten öffnet, weiß ich, dass der Herbst den Sommer ablöst. Seine späte Blütezeit hat ihm sogar den Namen Hirschbrunft-Enzian eingetragen.
When the willow gentian gentian opens the flowers, I know that autumn takes over from summer.

Seinen deutschen Namen verdankt er der Ähnlichkeit seiner Blätter mit denen der Schwalbenwurz (Vincetoxicum hirundinaria), die jedoch einer völlig anderen Familie angehört: Asclepiadaceae. Ich habe mich daraufhin gefragt, woher die Schwalbenwurz ihren Namen hat. Angeblich gleichen deren Samen im Flug einer Schwalbe (siehe Bild unten).
It owes its German name to the similarity of its leaves to those of the White Swallowwort (Vincetoxicum hirundinaria), which, however, belongs to a completely different family: Asclepiadaceae. I then asked myself where the swallowwort got its name from. Allegedly, their seeds resemble a swallow in flight (see picture below).

Die Zughörigkeit des Schwalbenwurz-Enzians zur Familie der Enziangewächse (Gentianaceae) ist nicht zu übersehen. Als Bestäuber stellen sich Bienen und Hummeln ein, die am Blütengrund nach Nektar suchen.
The fact that the Willow Gentian belongs to the gentian family (Gentianaceae) cannot be overlooked. Bees and bumblebees appear as pollinators, searching for nectar at the base of the flowers.

August: Tagblume (Commelina communis) • Asiatic Dayflower

Steht zur Zeit in Vollblüte: die Tagblume. Wie und wann sie sich in unseren Garten verirrte – wir wissen es nicht. Die Blüten sind zwar zahlreich, aber kurzlebig. Diesem Umstand verdankt sie wohl ihren deutschen Namen.
Currently in full bloom: the Asiatic Dayflower. How and when she got lost in our garden – we don’t know. The flowers are numerous, but short-lived. It is due to this fact that it owes its German name.

Die Gattung selbst – Commelina – ist nach zwei holländischen Botanikern, Jan und Kaspar Commelin (17. Jahrhundert), benannt. Es waren drei Brüder, einer starb früh, die Blütenkronblätter symbolisieren die drei Brüder, bei C. communis ist eines der drei Kronblätter klein und verkümmert. Mehrere Blüten entspringen einem zu einer Spatha gefalteten Hochblatt.
The genus itself – Commelina – is named after two Dutch botanists, Jan and Kaspar Commelin (17th century). There were three brothers, one died early, the petals symbolize the three brothers, in C. communis one of the three petals is small and stunted. Several flowers arise from a bract folded into a spathe.

Die Blüten sind zwar klein, fallen aber trotzdem auf. Aus dem satten Hintergrundblau der beiden Kronblätter sticht das grelle Gelb der drei Staubblätterattrappen kontrastreich hervor.
The flowers are small, but still stand out. The bright yellow of the three stamen dummies stands out in contrast to the rich background blue of the two petals.

Richtig gelesen! Es ist tatsächlich ein raffiniertes Täuschmanöver: Drei der sechs Staubblätter sind unfruchtbar und dienen einzig und allein der Anlockung von Bestäubern. Die anderen drei fertilen Staubblätter sind unauffällig nach vorne gerichtet (eines ist bereits entleert und unterstützt die Attrappen) und entladen ihren Pollen am Bauch anfliegender Insekten., dieser wird dann von den Narben anderer Blüten ebendort abgestreift.
Correctly read! It is actually a clever deception: three of the six stamens are sterile and only serve to attract pollinators. The other three fertile stamens are directed inconspicuously to the front (one has already been emptied and supports the dummies) and unloads their pollen from insects flying towards the belly, which is then stripped off by the stigmas of other flowers.
Juli • July: Ungarischer Akanthus (Acanthus hungaricus)

Einen imposanten Blickfang bietet der Akanthus als freistehende Gruppe im Garten. Fast mannshoch werden die Blütenkerzen. Sogar jede Blüte wirkt für sich allein überdimenioniert.
As a free-standing group in the garden, the acanthus offers an impressive eye-catcher. The flower candles become almost as tall as a man. Even every flower looks overdimensioned by itself.

Die indogermanische Silbe „-ak-“ bedeutet scharf, spitz; anthos (griech.) steht für Blüte, Blume, aber auch für Kraut bzw. für die ganze Pflanze. Die Dornen der Tragblätter machen diesem Namen alle Ehre. Zwei seitliche Kelchblätter bleiben klein, oberes und unteres hingegen bilden eine Art Entenschnabel, aus dem die Unterlippe des Kronblattes wie eine Zunge herausragt.
The Indo-European syllable „-ak-“ means sharp, pointed; anthos (Greek) stands for blossom, flower, but also for herbs or for the whole plant. The thorns of the bracts live up to this name. Two lateral sepals remain small, the upper and lower, on the other hand, form a kind of duck bill, from which the lower lip of the petal protrudes like a tongue.

Zwischen Lippe und oberem Kelchblatt finden sich vier eigenartig gestaltete Staubblätter mit auffälliger Behaarung. Rechts im Bild ist das Fruchtblatt.
Between the lip and the upper sepals there are four peculiarly designed stamens with striking hair. On the right in the picture is the carpel.

Nur starke Hummeln und die robusten Holzbienen (s. Abb.u.) können sich in die Blüte zwängen, um die Bestäubung zu gewährleisten.
Only strong bumblebees and the sturdy carpenter bees (see figure below) can squeeze into the flower to ensure pollination.

Das Akanthusblatt fand seit jeher Eingang in Kultur und Baukunst, sowohl in der Antike (griechische Tempel-Kapitelle) wie auch in die Ornamentik des Barocks.
The acanthus leaf has always found its way into culture and architecture, both in antiquity (Greek temple capitals) and in baroque ornamentation.

Klassisches Beispiel ist der Akanthus-Altar von J.C.Windsich in Reuth. /Abb.u. gemeinfrei)
A classic example is the acanthus altar by J.C. Windsich in Reuth. / Fig.down: public domain)

Juni • June: Großes Zweiblatt (Listera ovata) • Common twayblade
Als Blume des Monats habe ich mich dieses Mal für das Große Zweiblatt entschieden. Obwohl es bis zu einem halben Meter hoch werden kann, zählt es zu den unscheinbarsten heimischen Orchideen.
As Flower of the Month I have chosen the Common Twayblade this time. Although it can grow up to half a meter high, it is one of the most inconspicuous native orchids.

Lichte Laub- und Auwälder mit Unterwuchs sind der bevorzugte Standort, allerdings kann man es manchmal auch auf Wiesen, Niedermooren und sogar in Magerrasen antreffen. Blütezeit ist von Mai bis Juli, die Hochblüte fällt somit in den Juni.
Light deciduous and riparian forests with undergrowth are the preferred location, but you can sometimes find them on meadows, peat bogs and even in poor grasslands. Flowering is from May to July, so the heyday is in June.

Seinen deutschen Namen verdankt es den beiden gegenständigen, eiförmigen Blättern. Der lateinische Gattungsname ehrt den englischen Arzt und Botaniker Martin Lister (1638-1711), „ovatus“ leitet sich von „ovum“ (lat: Ei) ab.
It owes its German name to the two opposite egg-shaped leaves. The Latin generic name honors the English doctor and botanist Martin Lister (1638-1711), „ovatus“ is derived from „ovum“ (lat: egg).

Bis zu 40 Blüten kann man am steil aufragenden Schaft zählen. Auch wenn das Große Zweiblatt für uns Zweibeiner ein ausgesprochenes „Schattendasein“ führt, für Schlupfwespen & Co ist es attraktiv.
Up to 40 flowers can be counted on the steeply rising stem. Even if the Common Twayblade leads a shadowy existence for us humans, for example it is attractive for parasitic wasps.

Am Lippengrund wird Nektar abgesondert, der in der Mitte der Lippe in einer Rinne nach unten sickert. Die Unterlippe selbst dient als Landebahn.
At the base of the lip, nectar is secreted, which seeps down in a groove in the middle of the lip. The lower lip itself serves as an airstrip.

Die Schlupfwespe „schlürft“ sich dann nach oben, bis sie schließlich das Rostellum berührt. Augenblicklich quillt aus diesem ein „Leimtropfen“ hervor, der die Pollinien am Kopf der Besucherin befestigt. Da die Pollinien oberhalb des Rostellums liegen, die Narbe aber deutlich darunter, ist Selbstbestäubung (Autogamie) kaum möglich, eher schon Nachbarbestäubung (Geitogamie). Gefragt ist aber ohnehin Fremdbestäubung (Allogamie), wenn die Wespe die Pollenpakete an einer Narbe eines „fremden“ Zweiblattes deponiert.
The parasitic wasp then “sips” upwards until it finally touches the rustellum. Immediately a „drop of glue“ oozes out of it, which attaches the pollinia to the head of the visitor. Since the pollinia lie above the Rostellum, but the scar is significantly below, self-pollination (autogamy) is hardly possible, rather neighboring pollination (geitogamy). In any case, cross-pollination (allogamy) is required if the wasp deposits the pollen packets on a scar from a „foreign“ Common Twayblade.

Aus den Fruchtknoten entwickeln sich Kapseln, die Tausende winzige Samen entalten, die vom Wind verbreitet werden.
Capsules develop from the ovaries and contain thousands of tiny seeds that are spread by the wind.
Mai: Maiglöckchen (Convallaria majalis)

Das lateinische Wort „convalla“ bedeutet „Talkessel“, majalis bezieht sich sowohl auf die Erdgöttin Maja wie auch auf den Blühtermin im Mai. Im Englischen wird das Maiglöckchen liebevoll „Lily of the Valley“ genannt.

Im dichten „Blätterwald“ müssen die Blütentrauben jede freie Lücke nützen um aufzufallen, ihr wirksames Lockmittel aber ist ohnehin der betörend süßliche Duft, den sie verströmen. Bei dem Parfum handelt es sich um den aromatischen Kohlenwasserstoff Bourgeonal.

Interessantes Detail am Rande: Bourgeonal wirkt auf menschliche Spermien ähnlich stimulierend wie das Hormon Progesteron.

Aus jeweils einem Trieb mit zwei parallelnervigen Blättern entspringt eine Traube mit etwa einem Dutzend schneeweißer Blüten, deren Perigonblätter zu einer Glocke verwachsen sind. So ist das Innere der Blüte vor Regen und Nässe geschützt.

Als Liliengewächs ist die Blüte nach der Zahl 6 aufgebaut. Die Staubbeutel bilden einen so genannten Streukegel und öffnen sich seitlich. Bei Erschütterungen rieselt Pollen auf die Besucher hearb. Es gibt zwar keine Nektardrüsen, aber die karminroten Farbmale signalisieren, dass ein „Saftgewebe“ zum Anstechen den Besuch lohnt. Es liegt Vormännigkeit (Protanderie) vor, das heißt, erst wenn die Staubbeutel entleert sind, wird die Narbe belegfähig.

Anmut und verführerischer Duft dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Maiglöckchen in allen Teilen giftig ist, besonders Blüten und Früchte – erbsengroße, knallrote Beeren. Der Hauptwirkstoff, das Convallatoxin, ist ein Herzglycosid und führt bei einer Überdosis zu lebensbedrohendem Kammerflimmern. Gegenüber dem Digitalin des Fingerhutes weisen Convallaria-Präparate bei der Behandlung von Herzinsuffizienz (allgemeine Herzschwäche) einen Vorteil auf: die Wirkstoffe werden im Körper vollständig abgebaut. Vergiftungsgefahr besteht vor allem wegen der Verwechslung das Maiglöckchens mit dem Bärlauch (Allium ursinum), Abb. u.

Unterscheidungsmerkmal: Die Blätter des Bärlauchs riechen beim Zerreiben deutlich nach Knoblauch.
April: Scharbockskraut (Ficaria verna)

Zeitig im Frühjahr ist es zur Stelle: das Scharbockskraut. Solange es nicht blüht, kann man die Blätter in Maßen bedenkenlos als Salatbeigabe nützen, danach ist es wegen der Anreicherung von Protoanemonin nicht mehr ratsam. Die Bezeichnung Scharbock leitet sich von der Skorbut ab, einer Vitamin-Mangelerkrankung. Die Blätter enthalten nämlich Vitamin C und wurden wohl als Gegenmittel verzehrt.

Wegen seiner glänzenden Blütensterne nennt man das Scharbockskraut in der Schweiz auch Glitzerli. Für die Blütenfarbe sind Carotine verantwortlich.

Der innere Blütenbereich reflektiert kein UV-Licht und dient den Bestäubern als Wegweiser zum Nektar.

Als Speicherorgane dienen Wurzelknollen, die aussehen wie kleine Feigen, darauf bezieht sich der lateinische Gattunsname Ficaria (ficus = Feige) wie auch der andere deutsche Name Feigwurz. Die gespeicherte Stärke kann mit Jod unter Blaufärbung nachgewiesen werden (s.u.).

Man unterscheidet zwei Unterarten: Während die südeuropäische Art dioploid (=doppelter Chromosomensatz) vorliegt und sich über Samen verbreitet, geht die mitteleuropäische, tetraploide (=vierfach) Sippe einen anderen Weg: Sie produziert in den Blattachseln Brutknöllchen ( so genannte Bulbillen), die später abfallen und als Klone zu neuen Pflanzen heranwachsen.

In der Regel findet man pro Blattschsel eine Bulbille. Hier sind es zwei, die aus Platzmangel die Blattscheide gesprengt haben.
März: Kornelkirsche (Cornus mas)

Noch vor einem Monat waren an der Kornelkirsche lediglich die winterharten Knospen zu beobachten, jetzt – Anfang März summt es schon ordentlich im Baum, denn die geöffneten Blütenbüschel locken meine Bienen zuhauf an.

Der deutsche Büchername ist Gelber Hartriegel. Der lateinische Name könnte mit „männlicher Hornstrauch“ übersetzt werden, ein Hinweis auf die Beschaffenheit des Holzes. Es ist das härteste Holz, das in Europa wächst. Der nächste Verwandte ist der Rote Hartriegel. Weil sein Holz aber weicher ist, galt er als „weiblich“, während die Kornelkirsche eben den Beinamen „mas“ (lat.: männlich) erhielt. Alexander der Große verwendete im Kampf gegen die Perser übrigens Lanzen aus Dirndlholz – und siegte!

Die kleinen, unscheinbaren Blüten sind vierzählig, und bieten den summenden Besuchern nach den langen Winterwochen als eine der ersten Frühlingsboten Pollen und Nektar an.

Im Herbst sind es dann andere Besucher, die zu Tische geladen werden. Das niederösterreichische Pielachtal ist berühmt für seinen Reichtum an Kornelkirschen, im „Dirndltal“ zählt man an die 11.000 Sträucher! Alles Mögliche wird aus ihnen zubereitet: Marmelade, Saft, Wein, Likör, Schnaps bis hin zu den „Pielachtaler Oliven“.

So richtig genießbar werden die Dirndln aber erst nach den ersten Frostnächten!

Februar: Zaubernuss (Hamamelis x intermedia)

Die Zaubernuss fühlt sich als Zierstrauch in unseren Gärten wohl und öffnet oft schon im Winter ihre Blüten. Das X im lateinischen Namen zeigt an, dass es sich um eine Zuchtform, also einen Hybriden handelt.

Es gibt eine Reihe von Zuchtsorten, die Farbpalette der Kronblätter reicht von hellgelb bis karminrot.

Die Blüten sind vierzählig, die Kelchblätter sind eiförmig-rund, die Kronblätter bandförmig. Neben den vier deutlich sichtbaren Staubblättern gibt es noch vier weitere, die aber klein und unscheinbar sind und Nektar produzieren. Sie werden als Staminodien bezeichnet.

Den Sommer über reifen trockenschalige Kapselfrüchte heran, die beim Aufspringen je 2 Samen freisetzen (siehe unten). Im Herbst hat die Zaubernuss ihren zweiten Auftritt, wenn die Blattfärbung einsetzt.

Jänner: Stechpalme (Ilex aquifolium)

Knallrot leuchten die Beeren aus dem wintergrünen Laub der Stechpalme. Die Farbe dient in zweierlei Weise der Warnung. Lass mich in Ruhe, sonst stech ich dich! Und außerdem: Alles an mir ist giftig, also Hände weg von mir!

Dem aufmerksamen Beobachter allerdings entgeht nicht, dass die Laubblätter ab einer gewissen Höhe keine wehrhaften Dornen mehr tragen. Das leuchtet ein, denn dahin gelangen keine Fressfeinde mehr. Man nennt diese Zweigestaltigkeit der Blätter Heterophyllie.

So auffallend die Beeren sind, die Blüten werden meist übersehen.

Selbst das skelettierte Blatt greift man besser nicht an. Kein Wunder, dass sich in kriegerischen Zeiten die Leute früher in „Stechlaubwäldern“ in Sicherheit gebracht haben. Hast du gewusst, dass Hollywood seinen Namen der Stechpalme verdankt? Der Angloamerikaner nennt die Stechpalme nämlich „holly“.
