Portrait des Monats • Portrait of the month

März/March: Salweide (Salix caprea) • Goat Willow

Die Salweide (Salix caprea) ist landläufig besser bekannt als „Palmkätzchen“, die bei der Prozession am Palmsonntag eine wichtige Rolle spielen. Auch der Osterstrauß kommt ohne sie nicht aus.

Allerdings ist es falsch, dabei von blühenden Palmkätzchen zu sprechen, denn das sind nur pelzig-behaarte Knospenstadien. Erst wenn die Kätzchen gelb bzw. grün werden, blühen sie:

Gelb sind die Staubblätter der männlichen Blütenstände, grün dagegen die weiblichen Stempelblüten. Die Salweide ist entweder männlich oder weiblich, d.h. sie ist zweihäusig („Männlein und Weiblein wohnen in zwei verschiedenen Häuslein“).

Ihr Pollen ist im zeitigen Frühjahr eine der wichtigsten Nahrungelieferanten für Bienen, Hummeln und andere geflügelte Besucher. 

Während die Bestäubung Tiere übernehmen („Insektenblütler“), ist für die Samenverbreitung der Wind zuständig („Windfrüchtler“).Wenn die Weide ihre Fallschirmsamen auf die Reise schickt, sieht es aus, als würde es schneien!

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Februar/February: Gartenprimeln (Primula vulgaris – Hybride)

Kaum gibt der Schnee die ersten Flecken frei, sind sie zur Stelle: die Gartenprimeln. Sie alle sind Kreuzungen verschiedener Eltern, dazu gehören in erster Linie Aurikel (Primula auricula), Behaarte Primel (P. hirsuta) und Stängellose Primel (P. vulgaris).

Jänner/January 2023: Flamingoblume (Anthurium andreanum) • Flamingo Lily

Ihr Gattungsname (Anthuruim) bedeutet „Schwanzblume“ und bezieht sich auf den wie ein Schwanz emporgestreckten Blütenkolben. Ihr Artname ist Edouard Francois Andrè (1840-1911) gewidmet, der sie 1867 in Kolumbien entdeckte. Inwieweit die Blüte an einen Flamingo erinnert, bleibt der Phantasie des Betrachters überlassen.

Its generic name (Anthuruim) means „tail flower“ and refers to the spadix of the flower stretched out like a tail. Its species name is dedicated to Edouard Francois Andrè (1840-1911), who discovered it in Colombia in 1867. To what extent the flower is reminiscent of a flamingo is left to the viewer’s imagination.

Die Blüte der Flamingoblume lässt keinen Zweifel aufkommen: sie gehört zur Familie der Aronstabgewächse! Typisches Merkmal dafür ist, dass ein auffallend gefärbtes Hochblatt – Spatha genannt – eine Blüte vortäuscht.

The flower of the Flamingo Lily leaves no doubt: it belongs to the aroid family! A typical feature is that a strikingly colored bract – called spathe – simulates a flower.

In Wirklichkeit haben wir keine Einzelblüte vor uns, sondern einen ganzen Blütenstand in Form des weißgelben Kolbens, auf dem sich viele weibliche und männliche Blüten befinden. Zuerst werden die weiblichen Blüten reif und sondern einen Flüssigkeitstropfen ab, an dem Pollen haften bleiben, die aber erst nach dem Verwelken der Narben freigesetzt werden. Das heißt, dass Selbstbefruchtung  vermieden und Fremdbefruchtung erforderlich ist. Allerdings kommt es wie bei hybriden Zimmerpflanzen üblich,  so gut wie nie zur Fruchtbildung.

In reality, we are not looking at a single flower, but a whole inflorescence in the form of a white-yellow spadix, on which there are many female and male flowers. First, the female flowers mature and secrete a drop of liquid to which pollen adheres, but which is not released until after the stigmas have withered. This means that self-pollination is avoided and cross-pollination is required. However, as is usual with hybrid houseplants, fruiting almost never occurs.

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Dezember/December: x Laeliocattleya

Auch jetzt im Dezember geht es um eine Orchidee, und zwar ist es dieses Mal ein Gattungshybride, also eine Kreuzung aus einer Laelia-Art und einer Cattleya. Das X vor dem lateinischen Namen ist der Hinweis darauf.

Vorgestern waren die Knospen noch geschlossen, . . .

. . . aber pünktlich zum Geburtstag meiner Frau steht sie jetzt wie jedes Jahr in voller Blüte:

Typisch ist die tütenförmige Unterlippe mit der markanten Fleckenzeichnung. Ein Blick hinein zeigt das Gynostemium (Griffelsäule):

Verwunderlich ist an unserem Exemplar, dass die Blüten mit der Zeit farblich verblassen und fast weiß werden:

Man achte auf rechtsmittige Blüte: Es handelt sich dabei um eine so genannte Pelorie, d.h. die Blüte ist missgebildet, es fehlt die Unterlippe zur Gänze, auch die Griffelsäule ist irgendwie verstümmelt.

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November: Vogelschnabel-Orchidee (Oncidium ornithorhynchum)

November: Bird’s Beak Orchid

Sie hat sich den November zum Blühen ausgesucht: unsere Vogelschnabel-Orchidee

Um einen Größenvergleich anstellen zu können, habe ich eine 5 Centmünze beigefügt. Aber: es gibt sogar NOCH kleinere Orchideenblüten!

Der Gattungsname Oncidium leitet sich von oncos (griech.: Geschwulst) ab. So sehen die Ausstülpungen an der Lippe auch aus.

Der Artname ornithorhynchum kann wortgetreu mit „Vogelschnabel“ übersetzt werden.

Unter der „Vohelhaube“ verbirgt sich das Pollinium, es wird von Wildbienenmännchen übertragen.

Und zwar auf folgende raffinierte Weise: Die Blüten sitzen auf dünnen Stielen und bewegen sich beim leisesten Windhauch. Eine Wildbienenmännchen, das sein Revier verteidigen will, sieht in ihnen anfliegende Konkurrenten und stürzt sich alsbald darauf. Babei kommt es mit den Pollinien in Berührung und überträgt sie so auf diese Weise.

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Oktober: Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) • October: Meadow Saffron

Der Name Herbstzeitlose kann leicht fehlinterpretiert werden: Reißt man „zeitlos“ aus dem Zusammenhang, könnte man wie in der Mode damit meinen, dass etwas ohne Bindung an einen bestimmten Zeitabschnitt gültig ist. Genau das ist bei der Herbstzeitlose aber nicht der Fall, auch wenn ihr Entwicklungszyklus konträr zu den meisten anderen Blütenpflanzen verläuft. Denn sie blüht im Herbst und entlässt ihre Samen im Frühsommer. Darauf nimmt der deutsche Name Bedacht: „los“ bedeutet hier nicht losgelöst, sondern kündigt Zukünftiges an, wie es die so genannten Lostage im Jahr zu tun pflegen. Die Blume verrät mit ihrem Namen, dass die Herbstzeit anbricht. Der wissenschaftliche Artname „autumnale“ sagt dasselbe aus.

Der Gattungsname „Colchicum“ dagegen verrät indirekt, dass es sich bei der Herbstzeitlose um eine giftige Pflanze handelt, denn die Landschaft „Kolchis“ am Schwarzen Meer war in der Antike die Heimat der Giftmischerinnen. Die Pflanze enthält in allen Teilen – vor allem aber in den Samen – ein überaus starkes Zellgift, das Colchicin, das in der richtigen Dosierung in der Rheuma- und Gichttherapie zum Einsatz kommt. Es hemmt die Ausbildung des Spindelapparates bei der meiotischen Zellteilung und bewirkt damit eine Vervielfältigung des Chromosomensatzes, bekannt als „Polyploidisierung“. Was bei Tier und Mensch letal – also tödlich – ist, kann in der Pflanzenzucht zB. Riesenwuchs zur Folge haben. 

Damit es zur Samenbildung kommen kann, muss ein Pollenkorn auf eine arteigene Narbe gelangen. Sodann wächst ein Pollenschlauch, in dem der fertile, männliche Zellkern mitwandert, in Richtung Fruchtknoten, in dem die weiblichen Zellkerne auf die Ankunft der männlichen warten. Erst wenn das eintrifft, kommt es zur Befruchtung und damit zur Ausbildung der Samen.

Was so einfach klingt, wird bei der Herbstzeitlose zu einer anstrengenden Tortur, denn der Weg von der Narbe zum Fruchtknoten ist lang, sehr lang sogar, denn die Narbe befindet sich 20 cm über dem Boden, der Fruchtknoten jedoch gut 10 cm unter der Erdoberfläche, und das bedeutet, dass der Pollenschlauch eine wahre Weltreise von 30 cm absolvieren muss, wenn es zu einem Fruchtansatz kommen soll.

Im Frühsommer findet man dann zwischen den tulpenartigen Blättern die heranreifenden Samenkapseln. Der Umstand, dass im Jahresverlauf zuerst die Früchte erscheinen, später im Herbst aber die Blüten zu sehen sind, hat der Pflanze im Französischen die Bezeichnung fils avant pere („Sohn vor dem Vater“) eingetragen.

Die überaus giftigen Samen in de Kapsel sind zuerst braun, dann aber schwarz.

Im Frühling dürfen wegen der Giftigkeit der Herbstzeitlose ihre Blätter auf keinen Fall mit jenen des Bärlauchs verwechselt werden. Sicheres Unterscheidungsmerkmal: Die Bärlauchblätter riechen beim Zerreiben intensiv nach Knoblauch!

Keine Bärlauchblätter, sie gehören der Herbstzeitlose!

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September: Peruanische Blasenkirsche (Physalis peruviana) • September: Inca Gold Berry

Die Andenbeere, wie die Blasenkirsche auch noch genannt wird, ist – wie der Name andeutet – in Südamerika beheimatet. Von außen gesehen betrachtet, deutet nichts auf eine Beere bzw. Kirsche hin. Wenn aber die „Blase“ glasig-durchscheinend wird, ist die Zeit der Ernte gekommen.

The Andean berry, as the bladder cherry is also called, is – as the name suggests – native to South America. Seen from the outside, nothing indicates a berry or cherry. But when the „bubble“ becomes glassy-translucent, it’s time to harvest.

Anders als andere giftige Nachtschattengewächse ist die Frucht in der Hülle genießbar. Die orangefarbene Beere schmeckt köstlich und wird häufig zur Dekoration für Speisen verwendet.

Unlike other poisonous nightshade plants, the fruit is edible in the pod. The orange berry tastes delicious and is often used to decorate dishes.

Nicht ganz einsichtig ist für mich, warum man sie auch als Kapstachelbeere bezeichnet. Kap erklärt sich zwar dadurch, dass man sie in Südafrika angepflanzt hat, aber Stacheln kann ich beim besten Willen keine entdecken, bestenfalls eine raue Behaarung.

It is not entirely clear to me why they are also called Cape gooseberries. Cape can be explained by the fact that they were planted in South Africa, but no matter how hard I try I can’t find any spines, at best a rough hair.

Es lohnt sich aber, die Blüte in Augenschein zu nehmen!

But it’s worth checking out the flowers!

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August: Rotkelchige Nachtkerze (Oenothera glazioviana) • August: Large-flowered Evening-primrose

Wuchsform und Öffnungszeit der Blüten verdankt sie ihren deutschen Namen. Weil die Wurzel sich beim Kochen weinrot färbt, nennt man sie auch Schinkenwurz bzw. Weinblume. Schon Plinius meint mit Oenothera einen Strauch, dessen Wurzel nach Wein schmeckt.

It owes its German name to the growth form and opening time of the flowers. Because the root turns wine-red when cooked, it is also called ham root or vine flower. With Oenothera, Plinius already means a shrub whose roots taste of wine.

Erst am Abend kommt Leben in die rot angelaufene Knospe. Mit einem fast unhörbaren Flopp platzt sie auf und im Zeitraffertempo – auf Pflanzen bezogen – entfaltet sich die Blüte.

Only in the evening does the bud, which has turned red, come to life. With an almost inaudible flop, it bursts open and in time-lapse speed – related to plants – the blossom unfolds.

Farbe und Duft locken im Dunkeln „Nachtschwärmer“ an, die die Blüte bestäuben. Die Pollenkörner sind durch Viskosefäden miteinander verbunden und verklumpen leicht. Es werden somit regelrechte Pollenpakete befördert.

The color and scent attract „night owls“ in the dark, who pollinate the flower. The pollen grains are connected to each other by viscose threads and easily clump together. This means that veritable pollen packets are transported.

Die fünfarmige Narbe mutet wie ein Anker an, der die Pollenfäden an sich zieht.

The five-armed stigma looks like an anchor that pulls the pollen threads to itself.

Juli: Kreuzblättrige Wolfsmilch (Euphorbia lathyris) • July: Caper Spurge

Der Artname deutet es an: Die Blätter sind gekreuzt-gegenständig angeordnet. Der Gattungsname soll auf den antiken Arzt Euphorbos zurückzuführen sein, der eine Wunderpflanze namens „euphorbion“ im Atlasgebirge entdeckt haben soll.

The species name suggests it: the leaves are arranged crossed-oppositely. The genus name is said to be due to the ancient doctor Euphorbos, who is said to have discovered a miracle plant called „euphorbion“ in the Atlas Mountains.

Die Blütenstände sind Scheindolden und entspringen den Blattachseln der oberen Blattpaare.

The inflorescences are umbels and arise from the leaf axils of the upper pairs of leaves.

Die Eintelblüten sind eingeschlechtlich und vorweiblich. Sie sind zu einem so genannten Cyathium zusammengefasst und von kelchförmigen Hochblättern umgeben. Die weibliche Blüte schiebt den Fruchtknoten weit über die männlichen hinaus. An der Außenseite des Cyathiums befinden sich vier eigenartig gestaltete Honigblätter, die Nektar absondern.

The single flowers are unisexual and prefeminine. They are grouped into a so-called „cyathium“ and surrounded by cup-shaped bracts. The female flower pushes the ovary far beyond the male. On the outside of the cyathium are four oddly shaped honey leaves that secrete nectar.

Aus den Fruchtknoten entwickeln sich dreispaltige Kapselfrüchte, die an den Nähten aufspringen und die Samen freisetzen.

Three-column capsule fruits develop from the ovary, which open at the seams and release the seeds.

Juni: Bart-Iris (Iris barbata) • June: Beard Iris

Die Bart-Iris ist eine Kulturform aus der Gattung der Schwertlilien. Sie entstammt einer Kreuzung aus Iris pallida und I. variegata.

Die Blüte besteht aus drei Hängeblättern mit den namensgebenden Kämmen oder Bärten am hinteren Teil des Blattes.

Die anderen drei Blütenblätter bilden den „Dom“. Über dem „Bart“ steht das „Griffelblatt“ mitsamt einem zweiteiligen Staubgefäß.

Der „Bart“ selbst ist eine Attrappe, die Staubgefäße vortäuscht und so Besucher anlocken soll.

. . . und so sieht die Blüte nach einem schweren Unwetter aus!

Ein genetischer Defekt verursacht Weißblütigkeit („Leuzismus“)

April: Zymbelkraut (Cymbalaria muralis) • April: Ivy-leaved Toadflax

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Wenn eine Blume das Attribut „Mauerblümchen“ verdient, dann ist es das Zymbelkraut (Cymbalaria muralis). Das sagt allein schon der Artname aus, denn das lateinische Wort „murus“ bedeutet Mauer. Den Gattungsnamen verdankt das Zymbelkraut seinen herzförmigen, gelappten Blättern, die wie Schalen (griech: cymbe) gewölbt sind.

Am liebsten lugt das Zymbelkraut aus Mauerritzen oder zwischen Steinen hervor, dort hat es kaum Konkurrenten zu befürchten. Deswegen und weil die Nährstoffe knapp sind, bleibt es kleinwüchsig und unauffällig. Das Zymbelkraut ist ein Lehrbeispiel für positiven UND negativen Phototropismus (photo = Licht, tropein = zuwenden). Die Blüten wachsen dem Licht zu (positiv phototrop), die Fruchtstiele hingegen wenden sich vom Licht ab (negativ phototrop = geotrop) und deponieren so die Samen in dunklen Spalten, wo diese optimal keimen können.

Zwei Merkmale verraten seine Zugehörigkeit zur Familie der Löwenmaulgewächse (Anthrrhinaceae): die Maske und der Sporn. Unter der Maske versteht man die Aufwölbung der Unterlippe. Das macht die Blüte zu einer so genannten „Kraftblume“: Nur kräftige Bestäuber sind in der Lage, die Maske nach unten zu drücken, um in die Blüte eindringen zu können.

So gelangen sie an den Nektar, der im Sporn als Belohnung für die Bestäubung auf sie wartet.

Die beiden knalligen Flecken auf der Maske sind „Saftmale“, die einerseits ein nicht vorhandenes Pollenangebot vortäuschen, gleichzeitig aber als Wegweiser zum Nektar fungieren.

Das ist kein „Albino“, auch wenn es so aussieht. Dieser Blüte ist es nicht gelungen, einen Platz an der Sonne zu erhaschen und ist deshalb ausgebleicht.

Anmerkung zur englischen Bezeichnung: „Ivy-leaved Toadflax“ heißt auf gut Deutsch „Efeublättriger Krötenflachs“

März: Winterling (Eranthis hyemalis) • March: Winter Aconite

Der Winterling wartet mit einigen Besonderheiten auf. Schon sein wissenschaftlicher Name ist ambivalent: Der Gattungsname ist griechisch und setzt sich aus „er“ (Frühling) und „anthos“ (Blume, Blüte) zusammen. Der lateinische Artname dagegen bedeutet „winterlich“. Damit wäre also der Winterling hin- und hergerissen, ob er schon im Winter oder erst im Frühling blühen soll. So oder so zählt er zu den „Frühaufstehern“, der seine Vitalität seiner Speicherknolle verdankt, die ihm erlaubt so früh zu starten.

Auf den ersten Blick glaubt man einen klassischen Blütenaufbau vor sich zu haben mit Kelch-, Kron-, Staub- und Fruchtblättern.

Irrtum! Was aussieht wie Kelchblätter, sind in Wirklichkeit so genannte Hochblätter, die hautnah an die Blüte herangerückt sind. Die eigentlichen Kelchblätter bilden hier die Krone. Und was ist mit den Kronblättern?

Diese sind zu tütenförmigen Nektarblättern umgebildet, aus denen sich die geflügelten Besucher bedienen können.

Wie es sich für ein standesgemäßes Hahnenfußgewächs gehört, entwickeln sich aus den Fruchtblättern Kapseln.

Jede Kapsel springt an ihrer Bauchnaht auf und entlässt ihre Samen, die bei Wind ordentlich herausschüttelt werden.

Februar: Leberblümchen (Hepatica nobilis) • February: Liverleaf

Anstatt Leberblümchen sollte es besser heißen „Leberblättchen“, denn es ist das Laubblatt, das eine Ähnlichkeit mit der menschlichen Leber aufweist – und das in Form und Farbe. Die Signaturenlehre des Mittelalters folgerte prompt, dass die Pflanze deshalb der Leber gut tue.

Nach und nach macht das Rotbraun dem Chlorophyll Platz, die Blätter ergrünen.

Das Leberblümchen ist ein Hahnenfußgewächs: zahlreiche Staubblätter, viele Fruchtblätter auf einem Haufen. 

Normalerweise bewirkt der Farbstoff Cyanidin eine blaue Blütenfarbe, manchmal kommen aber auch Lila oder Weiß vor. Je länger die Blütenblätter, desto älter ist die Blüte. Denn: Damit sich die Blüte je nach Tageszeit oder Witterung öffnen und schließen kann, muss sich entweder die Oberseite bzw. die Unterseite eines jeden Kronblattes strecken.

Ein richtiger Blütenkelch fehlt. Was nämlich nur so aussieht, sind in Wirklichkeit drei Hochblätter, die ganz nahe an die Blüte herangerückt sind und die daher nach dem Verblühen auch nicht abfallen (s.Abb. u.) Aus den Fruchtblättern entwickelt sich eine Sammelfrucht aus einsamigen Nüsschen.

Jänner 2022: Schneerose (Helleborus niger) • Christmas Rose

Wenn sich im winterlichen Laubwald die ersten aperen Lücken im Schnee zeigen, beginnt die Blütezeit der Schneerose. Manchmal  öffnet die Christrose – wie sie sowohl im Deutschen wie im Englischen auch genannt wird  – bereits um Weihnachten ihre Blüten. Schon vorher aber fallen am Standort die typisch handförmig gelappten Blätter auf.

Der Bau der Blüte verrät, dass die Schneerose ein Mitglied der großen Hahnenfußfamilie ist: zahlreiche Stempel (also Fruchtblätter), unzählige Staubblätter in schraubiger Anordnung um die Blütenachse und eine einheitlich gestaltete Blütenhülle, die von den Kelchblättern gebildet und als Perigon bezeichnet wird.

Die schneeweiße „Schalenblüte“ erfüllt zweierlei Aufgaben. Zum einen lockt sie Bestäuber von Weitem nicht nur an, sondern verleitet sie auch noch zu längerem Verweilen, was dem Erfolg der Bestäubung sicherlich dienlich ist. Die Blüte wirkt nämlich wie ein Parabolspiegel. Die Sonnenstrahlen werden durch Form und Farbe im Brennpunkt gebündelt, sodass man sich ebendort gemütlich aufwärmen kann.

Eine Eigenart weist die Blüte auf, die sie mit der des Winterlings (Eranthis hyemalis) gemeinsam hat:  Die Kronblätter sind zu tütenförmigen Nektarblättern umgebildet, für den Fall, dass geflügelte Besucher vorbeischauen und beköstigt werden müssen. Ist dies nicht der Fall, neigt sich die Blüte vornüber und Pollen kann auf die Narben fallen, sie bestäubt sich also notfalls selbst.

So oder so – wenn die Bestäubung erfolgreich war, fallen die Staubblätter ab, die Nektarblätter verwelken und die weiße Farbe der Kelchblätter wechselt durch Einlagerung von Chlorophyll ins Grün. Anstatt der Lockwirkung übernehmen die Kelchblätter von nun an die Aufgabe der Fotosynthese. Die Rückseite der Perigonblätter errötet durch das Auftreten von Anthocyanen.

Die Stempelblüten entwickeln sich zu Balgfrüchten, die an einer Nahtstelle aufspringen und zahlreiche Samen freisetzen, die ein ölreiches Anhängsel (Elaiosom) besitzen und deshalb gerne von Ameisen verschleppt und somit verbreitet werden. Alle Teile der Pflanze sind im Übrigen durch das Vorhandensein von Helleborin und Protoanemonin stark giftig.

Dezember: Ritterstern (Hippeastrum) • Knight´s star

Was aussieht wie eine Lanzenspitze, ist die Triebknospe eines Rittersternes (Hippeastrum ssp.). Aus ihr brechen 4-6 prächtige Blütentrompeten hervor.

Leider wird die beliebte Zimmerpflanze immer wieder als Amaryllis bezeichnet, was nicht korrekt ist. Die echte Amaryllis (Amaryllis belladonna) gehört zwar zur Familie, gilt aber als eigenständige Gattung. Ihre Heimat ist Afrika, die Rittersterne aber stammen aus Süd-Amerika. Mit „belladonna“ ist eine schöne Frau gemeint und das bezieht sich wohl auf die schöne Hirtin Amaryllis, eine Gestalt der griechischen Mythologie.

„hippeos“ (griech.) steht für Reiter bzw. Ritter, „astron“ ist der Stern. Das ergibt Hippeastrum und somit den Ritterstern. Ich finde, den Namen trägt die Pflanze zurecht.

Auffalend auch die langgestielten Staubblätter, die beim Öffnen große Pollenmassen freisetzen.

Schließlich spreizen auch die drei Lappen der Narbe, Pollen kann auf die empfängnisbereiten Papillen der Narbe gelangen.

Wenn die Fruchtknoten anfangen zu schwellen, weiß man, dass die Samenanlagen in ihnen befruchtet wurden.

Manchmal entstehen so genannte pelorische Blüten, d.h. Blüten mit abnormalem Bau. In der dargestellten Form fand eine Verdoppelung der Blütenteile statt: 12 Perigonblätter, 12 Staubblätter und 2 Fruchtblätter.

November: Vogelschnabel-Orchidee • Bird’s beak orchid

Dieses Mal stelle ich die Vogelschnabel-Orchidee vor. Sie steht zur Zeit bei uns gerade in voller Blüte. Auch wenn die einzelnen Blüten unscheinbar klein sind, aus der Nähe bertachtet zeigen sie ihren ganzen Charme und machen klar, warum sie diesen Namen tragen.

This time I introduce the bird’s beak orchid. It is currently in full bloom with us. Even if the individual flowers are inconspicuously small, viewed up close they show all their charm and make it clear why they bear this name.

Der wissenschaftliche Name lautet Oncidium ornithorhynchum. Oncidium ist abgeleitet von „onkos“ (=Geschwulst), damit sind die eigenartigen Ausstülpungen auf der Oberlippe gemeint. Oberhalb zweier Leisten befindet sich die Narbe, überdeckt wird diese dann vom „Vogelschnabel“, und genau das bedeutet „Ornithorhynchum“.

The scientific name is Oncidium ornithorhynchum. Oncidium is derived from „onkos“ (= swelling), which means the peculiar protuberances on the upper lip. The scar is located above two strips, which is then covered by the „bird’s beak“, which is exactly what „ornithorhynchum“ means.

Entfernt man den oberen Schnabelteil, kommt das Pollinium mit zwei Pollenfächern zum Vorschein. Es haftet an einem Bestäuberinsekt und wird so auf eine andere Blüte übertragen. Die Blüten sitzen auf langen dünnen Stielchen. Der Wind lässt nun die Blüten tanzen, so dass es aus der Entfernung aussieht, als ob hier schon die richtigen Besucher herumschwirren. Das lockt weitere Besucher an.

If you remove the upper part of the beak, the pollinium with two pollen compartments appears. It sticks to a pollinator insect and is thus transferred to another flower. The flowers sit on long, thin stems. The wind now makes the flowers dance, so that from a distance it looks as if the real visitors are already buzzing around here. That attracts more visitors.

Oktober: Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera)Indian Balsam or Himalayan Touch-me-not

Nicht alle Einwanderer sind willkommen: Das Drüsige Springkraut ist als invasiver Neophyt alles andere als gern gesehen. Es wuchert und verbreitet sich in Windeseile und verdrängt und erstickt alles, was im Wachstum nicht mithalten kannn. Um ihm Herr zu werden, muss man es kompromisslos entfernen, am besten bevor es blüht und fruchtet.

Not all immigrants are welcome: The glandular balsam is anything but welcome as an invasive neophyte. It grows rampant and spreads at lightning speed and displaces and suffocates everything that cannot keep up with growth. In order to master it, you have to remove it uncompromisingly, preferably before it blossoms and produces fruit.

Nichtsdestotrotz stellt das Springkraut attraktive Blüten zur Schau, und die haben es in sich: Viel Nektar und jede Menge Pollen. Dazu ist der Bau der Blüte wie geschaffen für den Besuch durch Bienen. Während diese sich in den Blüteneigang zwängen, um zum Nektar zu gelangen, werden sie von oben mit weißlichem Pollen regelrecht eingestäubt:

Nonetheless, the balsam shows attractive flowers, and they have it all: Lots of nectar and lots of pollen. In addition, the structure of the flower is perfect for a visit by bees. While this squeezes into the flowering compulsion to get to the nectar, it is literally dusted with whitish pollen from above:

Sind die Pollenfächer entleert, wird der gesamte Staubblattkreis abgesprengt und die Blüte wird weiblich. Die Blütenblätter selbst sind in Färbung und Zeichnung übrigens sehr variabel.

When the pollen compartments are empty, the entire stamen circle is blown off and the flower becomes female. The petals themselves are very variable in color and pattern.

Aus dem Fruchtblatt entsteht eine keulenförmige Samenkapsel. Die Fruchtwand baut bei der Reifung eine Spannung auf. Sobald die reife Kapsel berührt wird, springt sie katapultartig auf und schleudert die Samen meterweit von sich – eine sehr wirksame Methode der Samenverbreitung. Diese Eigenart hat der Gattung den Namen „Touch-me-not“ („Rühr-mich-nicht-an„) eingebracht. Ihr lateinischer Gattungsname „Impatiens“ bedeutet „ungeduldig, empfindlich“.

A club-shaped seed capsule emerges from the carpel. The pericarp builds up tension as it ripens. As soon as the ripe capsule is touched, it jumps open like a catapult and hurls the seeds several meters away – a very effective method of seed dispersal. This peculiarity has given the genus the name „Touch-me-not“. Its Latin generic name „Impatiens“ means „impatient, sensitive“.

Die dunkelbraunen Samen kann man bedenkenlos essen, sie schmecken nussig.

The dark brown seeds are safe to eat, they taste nutty.

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September: Gelenkblume oder Etagenerika (Physostegia virginiana) • Articular Flower

Trotz einer gewissen Ähnlichkeit des Blütenstandes mit Erica gehört die Gelenkblume nicht zu dieser Familie, sondern ist ein Lippenblütler. Die Zierpflanze ist von Amerika zu uns gelangt. Sie steht zur Zeit bei mir im Garten in Hochblüte.

Despite a certain similarity of the inflorescence with Erica, the joint flower does not belong to this family, but is a mint. The ornamental plant came to us from America. It is currently in bloom in my garden.

Sie ist zwar ein Lippenblütler, vom Gestalttyp her aber eine ausgesprochene Rachenblume. Bienen und Hummeln sind stetige Besucher. Die Blüte ist vormännig, zuerst geben die Staubgefäße ihren Pollen frei, erst danach wird die Blüte weiblich und streckt Besuchern die empfängnisbereite Narbe wie die gespaltene Zunge einer Schlange entgegen.

It is indeed a mint, but in terms of shape it is an outspoken pharynx. Bees and bumblebees are constant visitors. The flower is pre-male, first the stamens release their pollen, only then does the flower become female and stretches the ready-to-conceive scar at visitors like the forked tongue of a snake.

Ihren Namen verdankt die Gelenkblume einer höchst verblüffenden Eigenart: Die Blüten lassen sich – als wären sie mittels eines Gelenkes mit dem Stängel verbunden – in jede beliebige Stellung manövrieren.

The articular flower owes its German name to a highly amazing characteristic: the flowers can be maneuvered into any position – as if they were connected to the stem by means of a joint.

August: Schwarzer Nachtschatten (Solanum nigrum) • Black Night Shade

An Straßenrändern, Bahndämmen, Hecken, am Rand von landwirtschaftlichen Nutzflächen, Gewässern und Müllhalden sowie im Umfeld bebauter Flächen ist diese Ruderalpflanze nahezu weltweit anzutreffen.

This ruderal plant can be found almost all over the world on roadsides, embankments, hedges, on the edge of agricultural areas, bodies of water and rubbish dumps as well as in the vicinity of built-up areas.

Die Blüten zeigen eine auffallende Ähnlichkeit mit denen der Kartoffel. Die Staubblätter bilden einen Streukegel, aus dem Pollen auf die Bestäuber herabrieselt. Vermutlich  findet aber auch Selbstbestäubung statt. 

The flowers show a striking resemblance to those of the potato. The stamens form a scatter cone from which pollen trickles down onto the pollinators. Presumably, however, self-pollination also takes place.

Er und sein nächster Verwandter, der Bittersüße Nachtschattten (Solanum dulcamara) waren namengebend für den großen Clan der Nachtschattengewächse. Viele von ihnen sind bekannte Giftpflanzen wie die Tollkirsche (Atropa belladonna).

He and his closest relative, the bittersweet nightshade (Solanum dulcamara) gave their name to the large nightshade clan. Many of them are known poisonous plants like the deadly nightshade (Atropa belladonna).

Bittersüßer Nachtschatten (Solanum dulcamara)
Tollkirsche (Atropa belladonna)

Die beiden erwähnten Nachtschattenarten enthalten das giftige Alkaloid Solanin, besonders die grünen unreifen Beeren.

The two nightshade species mentioned contain the poisonous alkaloid solanine, especially the green unripe berries.

Die reifen, schwarzen Beeren dagegen sollen alkaloidfrei sein. Sie werden vor allem in Teilen Afrikas, aber auch in Nordamerika, Indien und China, Russland und Kasachstan gegessen. In Nordamerika bezeichnet man die Früchte auch als „Wonderberry“ und kocht aus ihnen Konfitüre.

The ripe, black berries, on the other hand, should be alkaloid-free. They are mainly eaten in parts of Africa, but also in North America, India and China, Russia and Kazakhstan. In North America, the fruit is also known as „Wonderberry“ and is used to make jam.

Juli: Gelber Enzian (Gentiana lutea) • July: Yellow Gentian

Der gelbe Enzian ist mit seinen meterhohen Kerzen der größte und wohl auch stattlichste seiner Familie. Solange er nicht blüht, kann er mit dem giftigen Weißen Germer (Veratrum album) verwechselt werden.

With its meter-high candles, the yellow gentian is the largest and probably the most stately of his family. As long as it does not bloom, it can be confused with the poisonous white Germer (Veratrum album).

Dessen Blätter sind jedoch schraubig-wechselständig angeordnet (s.Abb.o.), während sie beim gelben Enzian gekreuzt-gegenständig stehen (Kompass-Stellung, s. Abb.u.)

Its leaves, however, are arranged alternately in a helical manner (see illustration above), while they are crossed opposite in the case of the yellow gentian (compass position, see illustration below).

Die Wurzel des gelben Enzians kann 40-50 Jahre alt und dick wie ein Arm werden – und bis 1 m tief in den Boden vordringen. Ihre Inhaltstoffe (Gentianopicrin und Amarogentin) machen sie zur bittersten Wurzel unserer Breiten.

The root of the yellow gentian can be 40-50 years old and as thick as an arm – and penetrate up to 1 m deep into the ground. Its ingredients (Gentianopicrin and Amarogentin) make it the bitterest root in our latitudes.

Sie wird in Tirol vor allem zur Herstellung des Enzianschnapses verwendet, allerdings unter strenger Einhaltung der naturschutzrechtlichen Bewilligungen. (Vom Keimen bis zur ersten Blüte können immerhin 10 und mehr Jahre vergehen!)

It is mainly used for the production of gentian schnapps, but in strict compliance with nature conservation permits. (It can take 10 or more years from germination to the first bloom!)

Die Blüten weichen sowohl in Farbe wie auch in der Gestalt vom üblichen Enzian-Schema ab: Sie sind gelb und stehen in Trugdolden zusammen. Die Kronblätter sehen aus wie zerschlitzt, weil sie nur an ihrer Basis verwachsen sind. Allerlei Gäste finden sich zur Labung ein und sorgen so für die Bestäubung. Allerdings kann es bei deren Ausbleiben auch zur Selbstbestäubung kommen.

The flowers deviate from the usual gentian pattern both in color and in shape: They are yellow and stand together in umbels. The petals look like they have been slashed because they are only fused at their base. All kinds of guests come to refreshment and thus ensure pollination. However, if they fail to do so, self-pollination also occurs.

Aus den Fruchtknoten entwickeln sich zweifächrige Kapseln, die ihre geflügelten Samen dem Wind anvertrauen.

Two-compartment capsules develop from the ovary and entrust their winged seeds to the wind.

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Juni: Sibirische Schwertlilie (Iris sibirica) • June: Siberian iris

Der Gattungsname der Schwertlilien bedeutet „Regenbogen“, ein passender Name für eine derart attraktive Verwandtschaft.

The generic name of the irises means „rainbow“, a fitting name for such an attractive relationship.

Wer bei diesem Anblick nicht ins Schwärmen gerät, dem ist nicht zu helfen!

Anyone who does not rave about these sights cannot be helped!

Die drei äußeren Blütenblätter sind nach unten umgeschlagen und fungieren als Landdebahn für Besucher. Die Streifen sind so genannte Saftmale, sie dienen als Wegweiser zum Nektar. Überdacht werden sie von jeweils einem Griffelast, der aussieht wie ein Blütenblatt. Die eigentlichen drei inneren Blütenblätter sind steil nach oben gerichtet und erfüllen keine wichtige Aufgabe.

The three outer petals are turned down and act as a landing strip for visitors. The stripes are so-called juice marks, they serve as guides to the nectar. They are each covered by a handle that looks like a petal. The actual three inner petals are pointed straight up and do not fulfill any important task.

Wenn man das „Griffelblatt“ genauer betrachtet, entdeckt man einen heruntergeklappten Lappen. Seine Oberseite ist die Narbe! Dahinter kann man ein Staubblatt erkennen, das gerade den Blütenstaub freisetzt.

If you take a closer look at the „stylus sheet“, you will discover a flap that has been folded down. Its top is the scar! Behind it you can see a stamen that is just releasing the pollen.

Wenn nun ein kräftiges Bestäuberinsekt – wie hier die Ackerhummel – in die Blüte eindringt, streift es fremden Pollen an der Narbe ab, wird dabei am Rücken mit dem eigenen Pollen eingepudert, der aber beim Zurückkriechen nicht an die eigene Narbe gelangen kann, da diese beim Rückwärtsgang hochgeklappt wird. Selbstbestäubung wird so verhindert.

If a powerful pollinator insect – like the bumblebee here – penetrates the flower, it wipes off foreign pollen on the stigma and is powdered on the back with its own pollen, which, however, cannot get to its own stigma when crawling back Reverse gear is folded up. This prevents self-pollination.

Mai: Gefleckter Aronstab (Arum maculatum • May: Spottet Arum (Arum maculatum)

Wer den Gefleckten Aronstab (Arum maculatum) suchen will, möge in lichten Laubwäldern nach seinen pfeilförmigen Blättern (s.Abb.1) Ausschau halten.

If you want to look for the spotted arum (Arum maculatum), you should look out for its arrow-shaped leaves (see Figure 1) in light deciduous forests.

Der Blütenstand selbst ist nämlich leicht zu übersehen. Dessen deutscher Name bezieht sich auf den grünenden Stab des Aaron (Bruder von Moses), der als Stammes-Szepter der Leviten gedeutet wird. Manche Populationen haben Flecken auf den Blättern, daher der Beiname (auch „maculatum“ bedeutet gefleckt!) Der griechische Gattungsname „aron“ heißt soviel wie Schilfrohr.

The inflorescence itself is easy to miss. Its German name refers to the greening staff of Aaron (brother of Moses), which is interpreted as the tribal scepter of the Levites. Some populations have spots on the leaves, hence the nickname (also „maculatum“ means speckled!) The Greek generic name „aron“ means something like reed.

Man darf sich nicht täuschen lassen: Der Aronstab ist einhäusig getrenntgeschlechtig. Männliche und weibliche Blüten sitzen räumlich getrennt auf der Spadix genannten Blütenkeule, sie besitzen keine Blütenhülle. Was man vorschnell als Blütenhülle anspricht, ist in Wirklichkeit ein tütenförmiges Hochblatt, das man als Spatha bezeichnet. Dieses erweitert sich nach oben zu einer breiten Fahne, schnürt sich in der Mitte ein und verbreitert sich am Grund wieder zu einem Kessel.

Don’t be fooled: the arum is single-sexed. Male and female flowers sit spatially separated on the spadix called flower club, they have no flower envelope. What is prematurely referred to as the perianth is actually a cone-shaped bract called a spathe. This widens towards the top to form a broad flag, constricts in the middle and widens again at the bottom to form a kettle.

Dieser ist nichts anderes als eine Insektenfalle. Allerdings werden diese nicht verspeist, sondern werden für die Bestäubung „missbraucht“. Als Bestäuber fungieren kleine Schmetterlingsmücken (Psychoda phalaenoides, Abb. 5). Der Kolben erwärmt sich mittels Verbrennung von Stärke und beginnt gegen Abend einen aminoiden Duft (wir Menschen würden es eher als Gestank bezeichnen) zu vertstömen, der die Weibchen der Schmetterlingsmücken (s. Abb. 4) unwiderstehlich anlockt. Sie verlieren an der glatten Spathawand den Halt und fallen an den nach unten gerichteten Sperrhaaren vorbei in den Kessel. Dort bestäuben sie die weiblichen Blüten mit mitgebrachtem Pollen. Dann erst geben sich die männlichen Blüten den Pollen frei und stäuben die immer noch gefangenen Besucher ein. Schlussendlich welken die Sperrhaare, die Wand der Spatha wird trocken und begehbar. Der Weg in die Freiheit ist offen, die Mücken verlassen die Falle und landen prompt in der nächsten.

This is nothing more than an insect trap. However, these are not eaten, but are „misused“ for pollination. Small butterfly mosquitoes (Psychoda phalaenoides, Fig. 5) act as pollinators. The flask is heated by burning starch and in the evening begins to emit an aminoid scent (we humans would rather call it a stench), which irresistibly attracts the female of the butterfly mosquito (see Fig. 4). You lose your grip on the smooth spathe wall and fall past the downward-facing locking hairs into the cauldron. There they pollinate the female flowers with pollen they brought with them. Only then do the male flowers release the pollen and dust the visitors who are still trapped. Ultimately, the barrier hairs wither, the wall of the spathe becomes dry and accessible. The way to freedom is open, the mosquitoes leave the trap and land promptly in the next one.

Aus den Fruchtblättern werden Beeren, die wie die übrige Pflanze giftig sind. Sie sind zuerst grün und dann rot.

The carpels turn into berries, which, like the rest of the plant, are poisonous. They are first green and then red.

April: Weißbeerige Mistel (Viscum album) • April: Mistletoe

Schon von Weitem sind in der unbelaubten Zeit die kugeligen Horste der Mistel in den Kronen der Wirtsbäume zu sehen. Wirtsbäume deshalb, weil die Mistel ein Halbschmarotzer ist. Sie beitzt zwar Blattgrün und kann daher Photosynthese betreiben. Andererseits aber verhält sie sich wie ein Vampir, indem ihr Wurzelgewebe tief in den Holzkörper der Wirtspflanze eindringt (s.Abb.u.)

The spherical clumps of mistletoe in the crowns of the host trees can be seen from a distance in the unleaf times. Host trees because mistletoe is a semi-parasite. It has green leaves and can therefore photosynthesize. On the other hand, however, it behaves like a vampire in that its root tissue penetrates deep into the wood of the host plant (see illustration below).

Die weißen Beeren der Mistel sind den Winter über ein willkommenes Zubrot für Vögel wie die Misteldrossel.

The white berries of the mistletoe are a welcome extra income for birds like the trushes in winter.

. . . und nebenbei eine beliebte Weihnachtsdeko, begleitet von allerlei Brauchtum und Aberglauben.

. . . and by the way a popular Christmas decoration, accompanied by all kinds of customs and superstitions.

Für den Menschen sind die Beeren giftig, sie enthalten ebenso wie die übrigen Teile der Pflanze Viscotoxine. Sowohl der lateinische Gattungsname Viscum wie auch der Giftstoff lassen sich von viscidus (= zäh, klebrig) ableiten. Im schleimigen Fruchtfleisch ist ein Same eingebettet, der die Verdauung im Vogelmagen unbeschadet übersteht, mit dem Kot ausgeschieden wird und so an einem neuen Ast auskeimen kann.

The berries are poisonous for humans, they contain viscotoxins just like the other parts of the plant. Both the Latin generic name Viscum and the toxin can be derived from viscidus (= tough, sticky). A seed is embedded in the slimy pulp, which survives digestion in the bird’s stomach undamaged, is excreted with the feces and can thus germinate on a new branch.

Durch Kochen und Eindickung entsteht ein zäher, sehr klebriger Leim, den man früher dazu verwendete, um damit Äste und Zweige einzustreichen und auf diese Weise Vögel zu fangen. Daher rührt noch die Redewendung „jemandem auf den Leim gehen“. Weil die Drossel selbst aktiv zur Verbreitung der Mistel beiträgt, spotteten die Römer früher ziemlich respektlos „Turdus ipse sibi cacat malum“ (Die Drossel kackt sich ihr eigenes Verderben)

Boiling and thickening creates a tough, very sticky glue that was previously used to coat branches and twigs and in this way to catch birds. This is where the phrase „piss someone off“ comes from. Because the thrush itself actively contributes to the spread of mistletoe, the Romans used to mock „Turdus ipse sibi cacat malum“ (The thrush poops its own ruin)

Wesentlich unscheinbarer als die Beeren sind die Blüten, die sich jetzt im April öffnen. Das Bild oben zeigt eine männliche Blüte, die den Pollen produziert und freigibt, das Bild unten eine weibliche Blüte mit Stempel und Narbe.

The flowers, which now open in April, are much more inconspicuous than the berries. The picture above shows a male flower that produces and releases the pollen, the picture below shows a female flower with pistil and stigma.

März: Seidelbast (Daphne mezereum) • March: Paradise Plant

Der Seidelbast verdankt seinen Namen der mythologischen Nymphe Daphne, die von ihrem Vater in einen Lorbeerbaum verwandelt wurde, um sie vor den Nachstellungen des liebestollen Apollon zu bewahren. Erst später wurde der Name auf den Seidelbast übertragen.

The plant owes its name to the mythological nymph Daphne, who was transformed into a laurel tree by her father to protect her from the pursuit of the lovable Apollo. Later the name was transferred to this plant.

Die Blüten erscheinen deutlich früher als die Blätter • The flowers appear much earlier than the leaves

Sie verströmen einen feinen, betörenden Geruch, der sowohl Bienen als auch Schmetterlinge anlockt.

They give off a fine, bewitching smell that attracts bees and butterflies.

Der Querschnitt zeigt den Bau einer so genannten Stieltellerblüte. Das ist eine Kombination aus Scheibe und Röhre. Die Scheibe dient als Landeplatz, aus der Röhre können jedoch nur Insekten mit entsprechend langem Rüssel Nektar ernten.

The cross-section shows the construction of a so-called stem-plate flower. It’s a combination of a disk and a tube. The disc serves as a landing pad, but only insects with long probes can harvest nectar from the tube.

Aus den Blüten entwickeln sich Beeren, die anfangs noch grün sind. Wenn sie reif sind, färben sie sich scharlachrot. Sie sind hoch giftig und verursachen beim Verschlucken einen brennenden Schmerz. Darauf bezieht sich der deutsche Name Kellerhals, denn „kellen“ ist ein altes Wort für „quälen“.

The berries are initially green. When ripe, they turn scarlet in color. They are highly toxic and cause burning pain if swallowed. This is what the German name Kellerhals refers to, because „kellen“ is an old word for „torment“.

Februar: Schneeglöckchen (Galanthus nivalis)February: snowdrops (Galanthus nivalis)

Der botanische Gattungsname „Galanthus“ setzt sich zusammen aus „gala“ (griech: Milch) und „anthos“ (=Blume, Blüte), der Artname „nivalis“ ist abgeleitet von „nix, nivis“ (lat: Schnee). Der allbekannte Frühlingsbote gehört zur Familie der Amaryllisgewächse.

The botanical genus name „Galanthus“ is made up of „gala“ (Greek: milk) and „anthos“ (= flower, blossom), the species name „nivalis“ is derived from „nix, nivis“ (lat: snow). The well-known herald of spring belongs to the family „Amaryllidaceae“.

Zwei Hochblätter – miteinander durch eine Haut verbunden – bilden eine Blattscheide, aus der die Blüte herauswächst. Sie neigt sich – wie es sich für eine Glocke gehört – alsbald nach unten.

Two bracts – connected to one another by a skin – form a leaf sheath from which the flower grows. As befits a bell, it soon bends downwards.

Die Glocke weist zwei Blattkreise auf: die äußeren Kelchblätter bilden den Außenkelch, die grün gefleckten Kronblätter den Innenkelch. Die grünen Flecken dienen den Insekten als Wegweiser.

The bell has two leaf circles: the sepals form the outer calyx, the green spotted petals the inner calyx. The green spots serve as signposts for the insects.

Ein Blick ins Innere verrät, wie die Bestäubung funktioniert: Die Staubblätter bilden einen so genannten Streukegel. Erschüttert eine Biene bei der Landung die Blüte und berührt die Fortsätze der Staubblätter, rieselt nach dem Prinzip einer Streudose Blütenstaub auf den Besucher nieder. Bei der nächsten Blüte wird der Pollen an der herausragenden Narbe abgstreift.

A look inside reveals how pollination works: The stamens look like as a scattering cone. If a bee shakes the flower on landing and touches the extensions of the stamens, pollen trickles down on the visitor like a shaker. During the next flowering, pollen is removed from the protruding stigma.

Jänner 2021: Winterjasmin (Jasminum nudiflorum) • January 2021: Winter-flowering Jasmine

Die Klima-Erwärmung macht es möglich: Der Winterjasmin öffnet seine Blüten schon im Dezember und blüht durch bis in den April. Die Blütezeit dauert also mehrere Monate. Die langen, grünen Äste sind vierkantig und erwecken den Eindruck eines wintergrünen Strauches. (s.u.). Die Blätter erscheinen erst viel später im Frühsommer.

The warming of the climate makes it possible: the Winter-flowerung Jasmine opens its flowers in December and continues to bloom into April. So the flowering period lasts for several months. The long, green branches are square and give the impression of an evergreen shrub. (see below). The leaves appear much later in early summer.

Geriefter Abschnitt eines Zweiges

Die Blüten sind fünf- bis sechszählig und erinnern im Aussehen an jene von der Forsythie (Forsythia intermedia. Diese sind jedoch obligat vierzählig). Sie können bei strengem Frost erfieren, werden aber gleich darauf durch neue ersetzt. Im Gegensatz zum echten Jasmin verströmen sie keinen Duft.

The flowers are five to six-fold and are reminiscent of those of Forsythia (Forsythia intermedia. These are, however, obligate four-fold). They can freeze in a severe frost, but are immediately replaced by new ones. In contrast to real jasmine, they do not give off any fragrance.

In sehr kalten Nächten fallen die Blüten leicht dem Frost zum Opfer, für den Strauch aber kein Problem, denn für Nachschub ist gesorgt.

On very cold nights, the flowers easily fall victim to frost, but no problem for the shrub, because supplies are provided.

Dezember: Weihnachtskaktus (Schlumbergera x buckleyi) • December: Christmas cactus

Warum ich bei diesem Anblick an Sekt denken muss? Nun, der wissenschaftliche Gattungsname von diesem Kaktus lautet Schlumbergera! Den Namen hat er aber nicht davon, sondern von F. Schlumberger, einem fränzösischen Kakteenliebhaber des 19.  Jahrhunderts.

Einem Engländer hingegen verdankt er seinen Artnamen: W.T. Buckley. Nach ihm ist diese Kreuzung  (x!) aus S. truncata und S. russeliana benannt.

Why do I have to think of champagne at this sight? Well, the genus scientific name of this cactus is Schlumbergera! But it doesn’t get its name from that, but from F. Schlumberger, a French cactus lover of the 19th century.
However, it owes its species name to an Englishman: W.T. Buckley. The hybrid (x!) from S. truncata and S. russeliana is named after him.

Der Name Weihnachtskaktus bezieht sich auf die Blütezeit, die Bezeichnung Gliederkaktus ganz offensichtlich auf  sein Aussehen.  Was aussieht wie Blätter,  sind in Wirklichkeit Sproßglieder. Stecklinge aus 3-4 Gliedern dienen der vegetativen Vermehrung.

The name Christmas cactus refers to the flowering time, the term limb cactus obviously refers to its appearance. What looks like leaves are really limbs. Cuttings from 3-4 limbs are used for vegetative propagation.

Die attraktive Blüte ist zygomorph  (was man am besten mit „spiegelsymmetrisch“ erklärt). Die Anordnung von Staubblättern und Griffel deutet darauf hin, dass die Blüten von Kolobris bestäubt werden. (Die Heimat der Stammformen ist Süd-Amerika)

The attractive flower is zygomorphic (which can best be explained as „mirror symmetrical“). The arrangement of stamens and stylus suggests that the flowers are pollinated by Kolobris.(The home of the ancestral forms is South America)

November: Chrysantheme (Chrysanthemum x hortorum) • November: Chrysanthemum

Wenn die meisten anderen Gartenblumen verwelkt sind, haben die Chrysanthemen ihren großen Auftritt. Der Gattungsname ist griechisch und bedeutet „Goldblume“ (chrysos = Gold, anthemos = Blume), aber eigentlich gibt es sie in fast allen Farben. Die verschiedenen Zuchtformen sind für den Laien nicht mehr benennbar.

When most of the other garden flowers have wilted, the chrysanthemums make their grand entrance. The generic name is Greek and means „gold flower“ (chrysos = gold, anthemos = flower), but actually they come in almost all colors. The various cultivated forms can no longer be named for the layperson.

Chrysanthemen zählen zu der weltweit größten Pflanzenfamilie der Korbblütler: Viele unscheinbare, fruchtbare Röhrenblüten bilden einen Blütenstand, den „Korb“. Die auffälligen, unfruchtbaren Zungenblüten am Rand des Korbes dienen der Anlockung von Bestäubern.

Chrysanthemums are one of the world’s largest family of daisy plants: many inconspicuous, fertile tubular flowers form an inflorescence, the „basket“. The conspicuous, sterile ray florets on the edge of the basket are used to attract pollinators.

Und die lassen nicht lange auf sich warten. An sonnigen Tagen herrscht ein reges Treiben auf den Tellerblüten, am häufigsten stellen sich „Mistbienen“ ein. Sie sehen Honigbienen sehr ähnlich, sind in Wahrheit aber Schwebfliegen. Durch diese Täuschung, die man als Mimikry bezeichnet, genießen sie einen unverdienten Ruf als wehrhafte Insekten.

And they won’t be long in coming. On sunny days there is a hustle and bustle on the plate flowers, most often „bastard bees“ appear. They look very much like honeybees, but they are actually hoverflies. Through this deception, which is known as mimicry, they enjoy an undeserved reputation as defensive insects.

links: Mistbiene (Eristalis tenax), rechts: Honigbiene (Apis melifera)

Dem aufmerksamen Betrachter fallen aber die Unterschiede sofort auf: zwei statt vier Flügel, ein Stempelrüssel und ein winziges Fühlerpaar.

The attentive observer immediately notices the differences: two instead of four wings, a pistil trunk and a tiny pair of antennae.

Oktober: Schlehe (Prunus spinosa) • October: Blackthorn

Namen wie Schleh(en)dorn, Heckendorn und Schwarzdorn verraten seine charakteristische Eigenart: Die zu Dornen (im Bild li.u.) umgewandelten Kurztriebe stehen im rechten Winkel vom Ast ab. Zusammen mit Weißdorn und Heckenrose schützte eine solche Hecke seit urdenklichen Zeiten Hof (Hag) und Vieh sowohl vor Raubtieren wie auch vor däminische Wesen. (Hexe kommt von Heckse!) Der Name Schlehe geht zurück auf das indo-europäische Wort „sli“ für „blau“. Der lateinische Artname „spinosa“ bedeutet „stachelig, dornig“. Mit „Prunus“ (lat.) ist eine Pflaume gemeint.

Names such as „hedge thorn“ and „black thorn“ reveal its characteristic peculiarity: the short shoots, which have been converted into thorns, protrude at right angles from the branch. Together with midland-hawthorn and dog-rose, such a hedge has protected the farm and cattle from predators as well as deminic beings since time immemorial. The name „Schlehe“ goes back to the Indo-European word „sli“ for „blue“. The Latin name of the species „spinosa“ means „prickly, thorny“. „Prunus“ (Latin) means a plum.

Die enge Verwandtschaft mit der Pfaume (P. domestica) zeigen die zahlreichen schneeweißen Blüten, die vor den Blättern erscheinen.

The close relationship with the plum (P. domestica) is shown by the numerous snow-white flowers that appear in front of the leaves.

Die kugeligen „Pflaumen“ sind erst genießbar, wenn der erste Frost die darin enthaltenen Gerbstoffe abbaut. Sie dienen zahlreichen Vögel als Winterfutter. Die Dornen dagegen nützt der Neuntöter, um daran Beutetiere als als Vorratslager aufzuspießen.

The spherical „plums“ are only edible when the first frost reduces the tannins they contain. They serve as winter food for numerous birds. The red-backed killer uses the thorns to spear prey as a storage facility.

September: Schwalbenwurz-Enzian (Gentiana asclepiadaea) Willow Gentian

Wenn der Schwalbenwurz-Enzian seine Blüten öffnet, weiß ich, dass der Herbst den Sommer ablöst. Seine späte Blütezeit hat ihm sogar den Namen Hirschbrunft-Enzian eingetragen.

When the willow gentian gentian opens the flowers, I know that autumn takes over from summer.

Seinen deutschen Namen verdankt er der Ähnlichkeit seiner Blätter mit denen der Schwalbenwurz (Vincetoxicum hirundinaria), die jedoch einer völlig anderen Familie angehört: Asclepiadaceae. Ich habe mich daraufhin gefragt, woher die Schwalbenwurz ihren Namen hat. Angeblich gleichen deren Samen im Flug einer Schwalbe (siehe Bild unten).

It owes its German name to the similarity of its leaves to those of the White Swallowwort (Vincetoxicum hirundinaria), which, however, belongs to a completely different family: Asclepiadaceae. I then asked myself where the swallowwort got its name from. Allegedly, their seeds resemble a swallow in flight (see picture below).

Die Zughörigkeit des Schwalbenwurz-Enzians zur Familie der Enziangewächse (Gentianaceae) ist nicht zu übersehen. Als Bestäuber stellen sich Bienen und Hummeln ein, die am Blütengrund nach Nektar suchen.

The fact that the Willow Gentian belongs to the gentian family (Gentianaceae) cannot be overlooked. Bees and bumblebees appear as pollinators, searching for nectar at the base of the flowers.

August: Tagblume (Commelina communis) • Asiatic Dayflower

Steht zur Zeit in Vollblüte: die Tagblume. Wie und wann sie sich in unseren Garten verirrte – wir wissen es nicht. Die Blüten sind zwar zahlreich, aber kurzlebig. Diesem Umstand verdankt sie wohl ihren deutschen Namen.

Currently in full bloom: the Asiatic Dayflower. How and when she got lost in our garden – we don’t know. The flowers are numerous, but short-lived. It is due to this fact that it owes its German name.

Die Gattung selbst – Commelina – ist nach zwei holländischen Botanikern, Jan und Kaspar Commelin (17. Jahrhundert), benannt. Es waren drei Brüder, einer starb früh, die Blütenkronblätter symbolisieren die drei Brüder, bei C. communis ist eines der drei Kronblätter klein und verkümmert. Mehrere Blüten entspringen einem zu einer Spatha gefalteten Hochblatt.

The genus itself – Commelina – is named after two Dutch botanists, Jan and Kaspar Commelin (17th century). There were three brothers, one died early, the petals symbolize the three brothers, in C. communis one of the three petals is small and stunted. Several flowers arise from a bract folded into a spathe.

Die Blüten sind zwar klein, fallen aber trotzdem auf. Aus dem satten Hintergrundblau der beiden Kronblätter sticht das grelle Gelb der drei Staubblätterattrappen kontrastreich hervor.

The flowers are small, but still stand out. The bright yellow of the three stamen dummies stands out in contrast to the rich background blue of the two petals.

Richtig gelesen! Es ist tatsächlich ein raffiniertes Täuschmanöver: Drei der sechs Staubblätter sind unfruchtbar und dienen einzig und allein der Anlockung von Bestäubern. Die anderen drei fertilen Staubblätter sind unauffällig nach vorne gerichtet (eines ist bereits entleert und unterstützt die Attrappen) und entladen ihren Pollen am Bauch anfliegender Insekten., dieser wird dann von den Narben anderer Blüten ebendort abgestreift.

Correctly read! It is actually a clever deception: three of the six stamens are sterile and only serve to attract pollinators. The other three fertile stamens are directed inconspicuously to the front (one has already been emptied and supports the dummies) and unloads their pollen from insects flying towards the belly, which is then stripped off by the stigmas of other flowers.

Juli • July: Ungarischer Akanthus (Acanthus hungaricus)

Einen imposanten Blickfang bietet der Akanthus als freistehende Gruppe im Garten. Fast mannshoch werden die Blütenkerzen. Sogar jede Blüte wirkt für sich allein überdimenioniert.

As a free-standing group in the garden, the acanthus offers an impressive eye-catcher. The flower candles become almost as tall as a man. Even every flower looks overdimensioned by itself.

Die indogermanische Silbe „-ak-“ bedeutet scharf, spitz; anthos (griech.) steht für Blüte, Blume, aber auch für Kraut bzw. für die ganze Pflanze. Die Dornen der Tragblätter machen diesem Namen alle Ehre. Zwei seitliche Kelchblätter bleiben klein, oberes und unteres hingegen bilden eine Art Entenschnabel, aus dem die Unterlippe des Kronblattes wie eine Zunge herausragt.

The Indo-European syllable „-ak-“ means sharp, pointed; anthos (Greek) stands for blossom, flower, but also for herbs or for the whole plant. The thorns of the bracts live up to this name. Two lateral sepals remain small, the upper and lower, on the other hand, form a kind of duck bill, from which the lower lip of the petal protrudes like a tongue.

Zwischen Lippe und oberem Kelchblatt finden sich vier eigenartig gestaltete Staubblätter mit auffälliger Behaarung. Rechts im Bild ist das Fruchtblatt.

Between the lip and the upper sepals there are four peculiarly designed stamens with striking hair. On the right in the picture is the carpel.

Nur starke Hummeln und die robusten Holzbienen (s. Abb.u.) können sich in die Blüte zwängen, um die Bestäubung zu gewährleisten.

Only strong bumblebees and the sturdy carpenter bees (see figure below) can squeeze into the flower to ensure pollination.

Das Akanthusblatt fand seit jeher Eingang in Kultur und Baukunst, sowohl in der Antike (griechische Tempel-Kapitelle) wie auch in die Ornamentik des Barocks.

The acanthus leaf has always found its way into culture and architecture, both in antiquity (Greek temple capitals) and in baroque ornamentation.

Klassisches Beispiel ist der Akanthus-Altar von J.C.Windsich in Reuth. /Abb.u. gemeinfrei)

A classic example is the acanthus altar by J.C. Windsich in Reuth. / Fig.down: public domain)

Juni • June: Großes Zweiblatt (Listera ovata)Common twayblade

Als Blume des Monats habe ich mich dieses Mal für das Große Zweiblatt entschieden. Obwohl es bis zu einem halben Meter hoch werden kann, zählt es zu den unscheinbarsten heimischen Orchideen.

As Flower of the Month I have chosen the Common Twayblade this time. Although it can grow up to half a meter high, it is one of the most inconspicuous native orchids.

Lichte Laub- und Auwälder mit Unterwuchs sind der bevorzugte Standort, allerdings kann man es manchmal auch auf Wiesen, Niedermooren und sogar in Magerrasen antreffen. Blütezeit ist von Mai bis Juli, die Hochblüte fällt somit in den Juni.

Light deciduous and riparian forests with undergrowth are the preferred location, but you can sometimes find them on meadows, peat bogs and even in poor grasslands. Flowering is from May to July, so the heyday is in June.

Zwei Exemplare mit Blütenknospen

Seinen deutschen Namen verdankt es den beiden gegenständigen, eiförmigen Blättern. Der lateinische Gattungsname ehrt den englischen Arzt und Botaniker Martin Lister (1638-1711), „ovatus“ leitet sich von „ovum“ (lat: Ei) ab.

It owes its German name to the two opposite egg-shaped leaves. The Latin generic name honors the English doctor and botanist Martin Lister (1638-1711), „ovatus“ is derived from „ovum“ (lat: egg).

Klebrige Drüsenhaare am Blütenstiel wehren unerwünschte Gäste ab.

Bis zu 40 Blüten kann man am steil aufragenden Schaft zählen. Auch wenn das Große Zweiblatt für uns Zweibeiner ein ausgesprochenes „Schattendasein“ führt, für Schlupfwespen & Co ist es attraktiv.

Up to 40 flowers can be counted on the steeply rising stem. Even if the Common Twayblade leads a shadowy existence for us humans, for example it is attractive for parasitic wasps.

Am Lippengrund wird Nektar abgesondert, der in der Mitte der Lippe in einer Rinne nach unten sickert. Die Unterlippe selbst dient als Landebahn.

At the base of the lip, nectar is secreted, which seeps down in a groove in the middle of the lip. The lower lip itself serves as an airstrip.

Die Schlupfwespe „schlürft“ sich dann nach oben, bis sie schließlich das Rostellum berührt. Augenblicklich quillt aus diesem ein „Leimtropfen“ hervor, der die Pollinien am Kopf der Besucherin befestigt. Da die Pollinien oberhalb des Rostellums liegen, die Narbe aber deutlich darunter, ist Selbstbestäubung (Autogamie) kaum möglich, eher schon Nachbarbestäubung (Geitogamie). Gefragt ist aber ohnehin Fremdbestäubung (Allogamie), wenn die Wespe die Pollenpakete an einer Narbe eines „fremden“ Zweiblattes deponiert.

The parasitic wasp then “sips” upwards until it finally touches the rustellum. Immediately a „drop of glue“ oozes out of it, which attaches the pollinia to the head of the visitor. Since the pollinia lie above the Rostellum, but the scar is significantly below, self-pollination (autogamy) is hardly possible, rather neighboring pollination (geitogamy). In any case, cross-pollination (allogamy) is required if the wasp deposits the pollen packets on a scar from a „foreign“ Common Twayblade.    

Aus den Fruchtknoten entwickeln sich Kapseln, die Tausende winzige Samen entalten, die vom Wind verbreitet werden.

Capsules develop from the ovaries and contain thousands of tiny seeds that are spread by the wind.

Mai: Maiglöckchen (Convallaria majalis)

Das lateinische Wort „convalla“ bedeutet „Talkessel“, majalis bezieht sich sowohl auf die Erdgöttin Maja wie auch auf den Blühtermin im Mai. Im Englischen wird das Maiglöckchen liebevoll „Lily of the Valley“ genannt.

Im dichten „Blätterwald“ müssen die Blütentrauben jede freie Lücke nützen um aufzufallen, ihr wirksames Lockmittel aber ist ohnehin der betörend süßliche Duft, den sie verströmen. Bei dem Parfum handelt es sich um den aromatischen Kohlenwasserstoff Bourgeonal.

Interessantes Detail am Rande: Bourgeonal wirkt auf menschliche Spermien ähnlich stimulierend wie das Hormon Progesteron.

Aus jeweils einem Trieb mit zwei parallelnervigen Blättern entspringt eine Traube mit etwa einem Dutzend schneeweißer Blüten, deren Perigonblätter zu einer Glocke verwachsen sind. So ist das Innere der Blüte vor Regen und Nässe geschützt.

Als Liliengewächs ist die Blüte nach der Zahl 6 aufgebaut. Die Staubbeutel bilden einen so genannten Streukegel und öffnen sich seitlich. Bei Erschütterungen rieselt Pollen auf die Besucher hearb. Es gibt zwar keine Nektardrüsen, aber die karminroten Farbmale signalisieren, dass ein „Saftgewebe“ zum Anstechen den Besuch lohnt. Es liegt Vormännigkeit (Protanderie) vor, das heißt, erst wenn die Staubbeutel entleert sind, wird die Narbe belegfähig.

Anmut und verführerischer Duft dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Maiglöckchen in allen Teilen giftig ist, besonders Blüten und Früchte – erbsengroße, knallrote Beeren. Der Hauptwirkstoff, das Convallatoxin, ist ein Herzglycosid und führt bei einer Überdosis zu lebensbedrohendem Kammerflimmern. Gegenüber dem Digitalin des Fingerhutes weisen Convallaria-Präparate bei der Behandlung von Herzinsuffizienz (allgemeine Herzschwäche) einen Vorteil auf: die Wirkstoffe werden im Körper vollständig abgebaut. Vergiftungsgefahr besteht vor allem wegen der Verwechslung das Maiglöckchens mit dem Bärlauch (Allium ursinum), Abb. u.

Unterscheidungsmerkmal: Die Blätter des Bärlauchs riechen beim Zerreiben deutlich nach Knoblauch.

April: Scharbockskraut (Ficaria verna)

Zeitig im Frühjahr ist es zur Stelle: das Scharbockskraut. Solange es nicht blüht, kann man die Blätter in Maßen bedenkenlos als Salatbeigabe nützen, danach ist es wegen der Anreicherung von Protoanemonin nicht mehr ratsam. Die Bezeichnung Scharbock leitet sich von der Skorbut ab, einer Vitamin-Mangelerkrankung. Die Blätter enthalten nämlich Vitamin C und wurden wohl als Gegenmittel verzehrt.

Wegen seiner glänzenden Blütensterne nennt man das Scharbockskraut in der Schweiz auch Glitzerli. Für die Blütenfarbe sind Carotine verantwortlich.

Der innere Blütenbereich reflektiert kein UV-Licht und dient den Bestäubern als Wegweiser zum Nektar.

Als Speicherorgane dienen Wurzelknollen, die aussehen wie kleine Feigen, darauf bezieht sich der lateinische Gattunsname Ficaria (ficus = Feige) wie auch der andere deutsche Name Feigwurz. Die gespeicherte Stärke kann mit Jod unter Blaufärbung nachgewiesen werden (s.u.).

Man unterscheidet zwei Unterarten: Während die südeuropäische Art dioploid (=doppelter Chromosomensatz) vorliegt und sich über Samen verbreitet, geht die mitteleuropäische, tetraploide (=vierfach) Sippe einen anderen Weg: Sie produziert in den Blattachseln Brutknöllchen ( so genannte Bulbillen), die später abfallen und als Klone zu neuen Pflanzen heranwachsen.

In der Regel findet man pro Blattschsel eine Bulbille. Hier sind es zwei, die aus Platzmangel die Blattscheide gesprengt haben.

März: Kornelkirsche (Cornus mas)

Noch vor einem Monat waren an der Kornelkirsche lediglich die winterharten Knospen zu beobachten, jetzt – Anfang März summt es schon ordentlich im Baum, denn die geöffneten Blütenbüschel locken meine Bienen zuhauf an.

Der deutsche Büchername ist Gelber Hartriegel. Der lateinische Name könnte mit „männlicher Hornstrauch“ übersetzt werden, ein Hinweis auf die Beschaffenheit des Holzes. Es ist das härteste Holz, das in Europa wächst. Der nächste Verwandte ist der Rote Hartriegel. Weil sein Holz aber weicher ist, galt er als „weiblich“, während die Kornelkirsche eben den Beinamen „mas“ (lat.: männlich) erhielt. Alexander der Große verwendete im Kampf gegen die Perser übrigens Lanzen aus Dirndlholz – und siegte!

Die kleinen, unscheinbaren Blüten sind vierzählig, und bieten den summenden Besuchern nach den langen Winterwochen als eine der ersten Frühlingsboten Pollen und Nektar an.

Im Herbst sind es dann andere Besucher, die zu Tische geladen werden. Das niederösterreichische Pielachtal ist berühmt für seinen Reichtum an Kornelkirschen, im „Dirndltal“ zählt man an die 11.000 Sträucher! Alles Mögliche wird aus ihnen zubereitet: Marmelade, Saft, Wein, Likör, Schnaps bis hin zu den „Pielachtaler Oliven“.

So richtig genießbar werden die Dirndln aber erst nach den ersten Frostnächten!

Februar: Zaubernuss (Hamamelis x intermedia)

Die Zaubernuss fühlt sich als Zierstrauch in unseren Gärten wohl und öffnet oft schon im Winter ihre Blüten. Das X im lateinischen Namen zeigt an, dass es sich um eine Zuchtform, also einen Hybriden handelt.

Es gibt eine Reihe von Zuchtsorten, die Farbpalette der Kronblätter reicht von hellgelb bis karminrot.

Die Blüten sind vierzählig, die Kelchblätter sind eiförmig-rund, die Kronblätter bandförmig. Neben den vier deutlich sichtbaren Staubblättern gibt es noch vier weitere, die aber klein und unscheinbar sind und Nektar produzieren. Sie werden als Staminodien bezeichnet.

Den Sommer über reifen trockenschalige Kapselfrüchte heran, die beim Aufspringen je 2 Samen freisetzen (siehe unten). Im Herbst hat die Zaubernuss ihren zweiten Auftritt, wenn die Blattfärbung einsetzt.

Jänner: Stechpalme (Ilex aquifolium)

Knallrot leuchten die Beeren aus dem wintergrünen Laub der Stechpalme. Die Farbe dient in zweierlei Weise der Warnung. Lass mich in Ruhe, sonst stech ich dich! Und außerdem: Alles an mir ist giftig, also Hände weg von mir!

Dem aufmerksamen Beobachter allerdings entgeht nicht, dass die Laubblätter ab einer gewissen Höhe keine wehrhaften Dornen mehr tragen. Das leuchtet ein, denn dahin gelangen keine Fressfeinde mehr. Man nennt diese Zweigestaltigkeit der Blätter Heterophyllie.

So auffallend die Beeren sind, die Blüten werden meist übersehen.

Selbst das skelettierte Blatt greift man besser nicht an. Kein Wunder, dass sich in kriegerischen Zeiten die Leute früher in „Stechlaubwäldern“ in Sicherheit gebracht haben. Hast du gewusst, dass Hollywood seinen Namen der Stechpalme verdankt? Der Angloamerikaner nennt die Stechpalme nämlich „holly“.

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